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Großartige Idee: eine Image-Kampagne für Politiker

Von Walter Hämmerle

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Wenn dieses Beispiel Schule macht, muss einem um die Politik nicht mehr bang sein. Niederösterreich sei Dank.


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Sagen wir es so: Die Beziehung zwischen Bürger und Politiker war auch schon einmal inniger. Wann genau das gewesen sein soll, lässt sich zwar längst nicht mehr mit einiger Sicherheit feststellen, aber Menschen, die es wissen müssen, schwören Stein und Bein, dass früher alles besser war.

In solchen Situationen hat man als Volksvertreter, wie immer im Leben, zwei Möglichkeiten: Entweder in stiller Dulderpose einfach so weitermachen oder aber aufbegehren gegen den als schreiendes Unrecht empfundenen Liebesentzug.

Vor diese unerfreuliche Wahl gestellt, bedarf es keiner näheren Erläuterung, dass Widerstand zur Pflicht wird. Was früher schon immer richtig gewesen ist, kann schließlich heute nicht so falsch sein. Muss demnach alles nur ein Missverständnis sein. Und Malheurs dieser Natur lassen sich bekanntlich beheben. Natürlich nicht einfach so, dazu braucht man schon eine kleine Inseratenkampagne. Aber wofür, bitte schön, verfügt die Politik über ein Netzwerk von PR-Experten, Lobbyisten und Image-Beratern, das in der näheren und durchaus auch weiteren internationalen Umgebung seinesgleichen suchen muss. Es ist nämlich, und das muss man endlich auch einmal klarstellen, beileibe nicht alles schlecht in diesem schönen Land.

Wie so oft im virtuellen Leben der österreichischen Politik geht Niederösterreich tapfer voran. Hier käme nämlich niemand auf den verqueren Gedanken, sich kleiner zu machen, als man ohnedies ist. Und also schritt mit offenem Visier in die Schlacht, die Zuneigung oder wenigstens die Aufmerksamkeit derjenigen zurückzuerobern, denen man die eigene Existenz verdankt: Klaus Schneeberger. Der mächtige Klubobmann der Pröll-Partei in Pröll-Land nahm sich vor wenigen Tagen die Ehre, eine - nach seinen eigenen Worten - "außergewöhnliche und noch nie da gewesene Aktivität" der interessierten Öffentlichkeit zu präsentieren.

Das Faktum von der Inseraten-Kampagne hat Schneeberger damit jedenfalls sicher nicht gemeint. Wie eine solche zu organisieren und finanzieren ist, gehört für heimische Politiker zum kleinen Einmaleins. Tatsächlich findet sich das "Außergewöhnliche" und noch "nie da Gewesene" auch nicht in der Form, sondern im Inhalt der Kampagne. Diese steht unter dem Motto "Wir brauchen uns nicht zu verstecken" und soll - Achtung Überraschung - der Image-Politur der Politik gewidmet sein. Das Neue an der Idee einer Image-Kampagne ist übrigens, dass sie für alle Parteien im niederösterreichischen Landtag konzipiert wurde. Ein ganz neuer Ansatz - und das um vergleichsweise läppische 130.000 Euro Gesamtkosten.

Und weil Provokation der erste Schritt zur Aufmerksamkeit ist, finden sich auf den Sujets der Kampagne freche Fragen wie "Wieso halten Politiker nie den Mund?" oder "Was machen Abgeordnete den ganzen Tag?" Ja wieso eigentlich und was ganz genau?

Und welche Fragen stünden wohl den Wiener Mandataren gut zu Gesicht: "Warum 56 Abgeordnete, wenn 100 auch reichen?" oder - daran anschließend - das lustige Ratespiel "Wer bin ich?"