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Die US-Behörden haben Ermittlungen gegen zehn große Banken aufgenommen, darunter Deutsche Bank, UBS und Credit Suisse.
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Boston. (ce) Die US-Behörden haben Ermittlungen gegen zehn große Banken aufgenommen. Sie werfen ihren vor, die Preise von Edelmetallen wie Gold und Silber manipuliert zu haben. Betroffen sind unter anderem die Deutsche Bank, die UBS und die Credit Suisse. Mehrere Großbanken sollen den weltweiten Goldpreis manipuliert haben. Schauplatz der angeblichen Preisabsprachen ist London gewesen. Unter Verdacht stehen auch die Preise von Silber, Platin und Palladium. Laut einem Bericht des "Wall Street Journal" sind jetzt Ermittler im Auftrag des US-Justizministeriums unterwegs, um die Verdachtsmomente zu untersuchen.
Banken schweigen
Geprüft werden die Bank of Nova Scotia, Barclays, Credit Suisse, Deutsche Bank, Goldman Sachs Group, HSBC, JP Morgan Chase, Société Générale, Standard Bank Group und UBS. Die amerikanischen Justizbehörden nahmen zu dem Zeitungsbericht keine Stellung. Ebenso lehnten die meisten Banken einen Kommentar ab. Lediglich die HSBC in London ging in ihrem am Montag vorgelegten Jahresbericht darauf ein. Im November hätten die Staatsanwälte Informationen dazu verlangt, hieß es. Die HSBC-Manager arbeiteten mit den Behörden zusammen.
Die Edelmetall-Ermittlungen sind eine indirekte Folge der Untersuchungen wegen angeblicher Manipulation des Interbank-Zinssatzes und der Wechselkurse. Im November haben Citigroup, Bank of America und JPMorgan in einem Verfahren wegen Wechselkursmanipulationen mit der US-Justiz einen Vergleich geschlossen. Bei diesen Ermittlungen entstand der Verdacht, dass ähnliche Manipulationen bei den Edelmetallen vorgenommen worden seien. Deren Preis hat direkte Auswirkungen auf die Kosten für Schmuck und auf bestimmte Finanzinstrumente. Rund 115,1 Milliarden Dollar (101,6 Milliarden Euro) an Verträgen über Edelmetalle wurden Ende September von amerikanischen Banken gehalten, berichtet die Währungsaufsicht Comptroller of the Currency.
Bis zum vergangenen Jahr legte die Londoner Bullion Market Association den Preis für Edelmetalle in täglichen Telefonkonferenzen fest. Diese Londoner Festlegung hat eine hundertjährige Tradition. Allerdings verließ die Deutsche Bank in Frankfurt im vergangenen Jahr diese Preiskonferenz für Silber. Seither ist der Markt für Silber, Platin und Palladium durch ein elektronisches Auktionssystem ersetzt worden. Im März soll dieses auch für Gold eingeführt werden.
Deutsche Behörden haben ebenfalls im Edelmetallmarkt ermittelt, aber laut "Handelsblatt" kein Fehlverhalten gefunden. Die britische Financial Conduct Authority ermittelte im vergangenen Sommer, wurde aber auch nicht fündig. Allerdings war schon im Mai die Bank Barclays in London mit einer Strafe von 26 Millionen Pfund (35,4 Millionen Euro) belegt worden, weil ein Händler dort verbotene Goldpreisfestlegungen vorgenommen hatte. Und im vergangenen Jahr hat die Schweizer Finanzmarktaufsicht bei der UBS in Zürich "ernsthaftes Fehlverhalten" bei Händlern der Bank im Edelmetallmarkt festgestellt. Den Tradern wurden die Boni gestrichen und die UBS gab ihren Gewinn von umgerechnet 125 Millionen Euro zurück.
Private Strafanzeigen
In New York haben neben den staatlichen Ermittlern auch Privatinvestoren Strafanzeige gegen mehrere Banken wegen Preisabsprache bei Gold und anderen Edelmetallen gestellt. Betroffen sind Bank of Nova Scotia, Barclays, Deutsche Bank, HSBC und Société Générale. Deren Rechtsanwälte von Berger & Montague sprechen von einem Volumen in Höhe von Billionen Dollar.
In Florida hat der Schmuckhersteller Modern Settings im vergangenen Jahr gleichfalls Strafanzeige erstattet. BASF metals, eine Abteilung des deutschen Chemiekonzerns BASF, Goldman Sachs, Standard Bank und HSBC sollen die Preise für Platin und Palladium acht Jahre lang manipuliert haben. BASF und die Banken bestreiten das.