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Der deutsche Energiekonzern RWE hat im Geschäftsjahr 2003 besser als erwartet abgeschlossen und strebt für das laufende Jahr ein weiteres Gewinnwachstum um 10% an. Wie das Unternehmen am Donnerstag in Essen mitteilte, stieg der Betriebsgewinn um 23,2% auf 5,55 Mrd. Euro. Der Umsatz des Versorgers, der zu rund einem Drittel an der Kärntner Kelag beteiligt ist, ging um 5,9% auf 43,875 Mrd. Euro zurück. Die Aktie reagierte mit einem Plus.
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Harry Roels hat es nicht leicht. Der vom Ölmulti Shell abgeworbene Niederländer ist seit fast einem Jahr an der Spitze des zweitgrößten Energiekonzerns Deutschlands. Langwierigen Personaldebatten - Roels's Favorit als Chef der RWE Energy, Siemens-Mann Udo Niehage, musste zuletzt doch einer "hausinternen" Lösung weichen - und Diskussionen über seine "Startprämie" trat Roels bei der Bilanzpressekonferenz offensiv entgegen: Statt einer "Niederlage" - wie Aktionäre etwa vom Kaliber des Düsseldorfer Bürgemeisters es sahen - sei Berthold Bohnekamp, Vorstand der Konzerntochter Rheinbraun, sein eigener Wunsch gewesen und werde ab 1. April für das gesamte neu strukturierte Energiegeschäft verantwortlich sein.
Und erstmals gibt der Geschäftbericht detailliert über Vorstands- und Aufsichtsratsbezüge Auskunft - auch über die 1,5 Mill. Euro "Vergütungsbestandteil", die dem neuen Chef zum Start ausbezahlt wurden. Das sei "Corporate Governance" und eine Selbstverständlichkeit, so Roels. Fragen über ein solches Körberlgeld waren bisher immer als Spekulation abgetan worden. Insgesamt verdiente der neue Konzernchef Roels in den ersten elf Monaten seiner Amtszeit 2,475 Mill. Euro - 1,1 Mill. Euro Festgehalt, 1,375 Mill. Euro erfolgsabhängige Prämien. Hinzu kommen Aktienoptionen in Höhe von rund 1,92 Mill. Euro. Insgesamt wurden an den vierköpfigen Vorstand 7,485 Mill. Euro ausgezahlt, hinzu kamen 3,875 Mill. Euro Aktienoptionen.
Konflikt über Emissionen
Der Konflikt über die Reduktion der klimaschädlichen Treibhausgase ist auch in Deutschland auf dem Höhepunkt. Die Vorschläge des Umweltministeriums lehnt die Industrie rundum ab. RWE fühlt sich vom Allokationsplan überrumpelt - er gehe nicht auf die wirtschaftlichen Bedürfnisse der Stromerzeuger ein. Vor allem RWE mit seiner Vielzahl an Kohlekraftwerken, die wahrlich zu den Emissionsschleudern zählen, fühlt sich dadurch ins Eck gedrängt. Roels droht. Sollte der Plan in vorliegender Form tatsächlich umgesetzt werden, dann würde "kein Euro mehr in neue Kohlekraftwerke in Deutschland investiert". Wie aber werde dann der Energiemix 2020 aussehen, wenn gleichzeitig aus der Kernenergie ausgestiegen wird und alte Kohlekraftwerke zu ersetzen sind? Roels sieht dann den Strompreis enorm steigen und Deutschland in zunehmender Abhängigkeit von Gasimporten.
RWE setzt nicht allein auf Energie. Besonders das Wassergeschäft hat sich im vergangenen Jahr sehr gut entwickelt. RWE Thames Water erwirtschaftete ein betriebliches Ergebnis von 1,4 Mrd. Euro, das ist ein Plus gegenüber 2002 um 42,7% (963 Mill. Euro). Aus Kostenreduktionsgründen wurde RWE Thames Water mit American Water zusammengelegt. Der Wasserumsatz in den USA soll weiter wachsen. Aus dem Geschäft mit Wasser in Asien und Australien will sich der deutsche Stromriese aber zurückziehen.
Für Liberalisierung des
Wassermarkts
Der Multi-Utility-Ansatz - Strom, Gas und Wasser aus einer Hand - wird vor allem in Deutschland und Osteuropa, wo Beteiligungen an Stadtwerken erworben wurden, forciert. Weitere Stadtwerke stehen auf der Einkaufsliste von RWE ganz oben. "Die Liberalisierung wäre für uns eine weitere Chance, in den atomisierten deutschen Wassermarkt mit tausenden kommunalen Anbietern einzusteigen." Mit der Kelag-Beteiligung wäre ein solches Engagement auch in Österreich möglich.
Wenig Freude bereitet dem Vorstand die Entsorgungssparte RWE Umwelt. Deshalb will man sich auch "so schnell wie möglich" von ihr trennen. Bereits am Mittwoch hatte RWE sich in einer Blitzaktion vom Baukonzern Hochtief getrennt. Der Anteil von 56,1% an dem Unternehmen wurde für rund 750 Mill. Euro bei institutionellen Investoren in Europa und den USA platziert. RWE hält damit nur noch 9,6% an dem Baukonzern.