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Große Lust auf Infrastruktur

Von Veronika Gasser

Wirtschaft

Die Kommunalkredit, Spezialbank für die Finanzierung der öffentlichen Hand, will weiter nach Zentraleuropa expandieren, berichtete Reinhard Platzer, Generaldirektor der Kommunalkredit, gestern im Klub der Wirtschaftspublizisten.


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Der Marktanteil in der Slowakei liegt schon bei 70% und soll weiter ausgebaut werden. Auch in Tschechien und Polen konnte die Kommunalkredit bereits große Finanzierungsaufträge übernehmen. Sollte es in Ungarn für private Financiers lukrativ werden, wird die Bank auch dort einsteigen.

Kroatien wird von Österreich aus bearbeitet, in den anderen Ländern gibt es eigene Niederlassungen. Bei Geschäften mit Bulgarien und Rumänien ist das Management noch vorsichtig. Polen gilt als gutes Pflaster, in Danzig und in Poznan wird der Ausbau der Wasserversorgung von der Kommunalkredit finanziert. Auch für Verkehrs- und Gesundheitsprojekte sowie den Bau von Schulen macht sie Geld locker.

Die Bilanzsumme der Bank beträgt 9,75 Mrd. Euro, 60% stammen aus dem Inland und 40% aus dem Ausland: Je eine Mrd. Euro entfallen auf Zentraleuropa und die Schweiz. Dieses Verhältnis werde sich in den nächsten Jahren verschieben, sagte Platzer. "Die Kommunalkredit will im In- und Ausland bei allen wichtigen Infrastrukurvorhaben dabei sein." Gemeinsam mit der Investkredit wird eine Beratungsagentur speziell für die Finanzierung von PPP-Projekten (Private-Public-Partnership) gegründet, die ihr Know-How auch im Osten anbietet.

Laut Schätzungen der EU gibt es in den 10 neuen Beitrittsländern einen Investitionsbedarf von 500 Mrd. Euro allein für Infrastruktur. Platzer: "Dieser ist aus den Budgets nicht finanzierbar." Deshalb biete sein Haus maßgeschneiderte Lösungen an. Doch nicht jede Gemeinde darf mit einer Finanzspritze rechnen. Derzeit würden 60 polnische Städte auf ihre Kreditwürdigkeit abgeklopft. Doch Platzer ist zuversichtlich, dass sich die Lage verbessert. Der EU-Beitritt bringe Rechtssicherheit. Von einer Dependance in Zypern werden Geschäfte außerhalb der Kernmärkte Österreich, Zentraleuropa und Schweiz abgewickelt. Die Zypern-Tochter beschafft Mittel für das britische Gesundheitswesen und ist auch in Australien aktiv.

Das Ende von Cross Border?

Die USA erwägen Änderungen beim Cross Border Leasing. Bis Ende März wird ein neues Gesetz erwartet, das rückwirkend ab 1. Jänner 2004 gelten soll. Das könnte das Ende für US-Steuergeschenke für europäische Kommunen und Großunternehmen sein. Im vergangenen Jahr wurden 10 Transaktionen von der Kommunalkredit über die Bühne gebracht. Darunter zwei für die Stadt Wien. Für Platzer wäre "es schade, wenn dieses Produkt wegfällt - aber wir halten nach Alternativen Ausschau."