Regierung hat durch Investitionen Konjunktureinbruch abgemildert. | Hohe Defizite im Staatsbudget werden Bau ab 2011 unter Druck bringen. | "Wiener Zeitung": Haben Sie schon einmal Schmiergeld gezahlt? | Wolfgang Hesoun: Nein.
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Haben Sie schon einmal die Zahlung von Schmiergeld autorisiert?
Nein. Sollte ich?
In der Baubranche scheint das nicht ganz unüblich zu sein.
Das Thema ist natürlich spannend, aber die Zeiten haben sich zum Glück geändert. Wir haben nicht nur den Alkohol von den Baustellen verdrängt, sondern auch die Geschäftspraktiken normalisiert. Weil die Branche aber eben nicht bloß aus drei oder vier großen Konzernen, sondern in Summe aus einigen tausend Unternehmen besteht, ist nicht zu verhindern, dass es schwarze Schafe gibt.
Vorwürfe, Bestechungsgelder zu zahlen, werden aber nicht bloß gegen kleine oder mittelständische Bauunternehmen erhoben. Immer wieder sind auch große industrielle Bauunternehmen in Schmiergeldaffären verwickelt.
Ich bin seit 1987 im Unternehmen und kann in dieser Zeit die uns betreffenden Vorwürfe an einer Hand abzuzählen. Und letztlich hat sich keiner dieser Vorwürfe als auch nur annähernd realitätsnahe herausgestellt.
Sie würden also die Hand dafür ins Feuer legen, dass der Porr-Konzern und dessen Tochterunternehmen in dieser Zeit keine derartigen Zahlungen geleistet haben?
Ich zitiere Josef Pröll: "Die Hand ins Feuer lege ich für meine Frau und für sonst niemanden." Wenn das politisch so akzeptiert wurde, ersuche ich das auch für die Wirtschaft zu übernehmen. Angebliche Schmiergeldzahlungen sind generell ein Thema, das von Medien immer wieder aufgegriffen wird. Ich glaube aber, das Thema wird ein bisschen überschätzt. Als börsenotiertes Unternehmen unterliegen wir Regulativen, die solche Vorgangsweisen faktisch unmöglich machen.
Davon differenzieren muss man allerdings, dass man für manche Länder, in denen man sich nicht so gut auskennt, gelegentlich Berater engagiert, die besondere lokale Kenntnis oder lokalen Marktzugang haben.
Im Zuge der Ermittlungen in der sogenannten Buwog-Affäre tauchte auch der Name Porr auf, weil Ihr Unternehmen an den Wiener PR-Berater Hochegger für eine Marktstudie 200.000 Euro Honorar bezahlt hat. Bringen Sie so eine Marktstudie nicht selbst zusammen?
Wenn wir es zusammengebracht hätten, dann hätten wir niemand anderen beauftragen müssen. Deshalb habe ich vorher darauf hingewiesen, dass die Beauftragung von Beratern keineswegs etwas mit Schmiergeldzahlungen zu tun hat. Dass es im Zusammenhang mit der Honorarzahlung an einen Berater dann zu einer anscheinend hinterfragungswürdigen Besteuerungssituation gekommen ist, hat nichts mit dem ursprünglichen Auftrag zu tun. Wir haben keine Kontrolle darüber, wie unsere Subunternehmer oder Beauftragten mit dem Ertrag ihrer Tätigkeit umgehen.
Das wirft Ihnen auch niemand vor.
Aber es wird ein Konnex mit Untersuchungen unter dem Schlagwort Buwog hergestellt, obwohl dieser Auftrag an die PR-Agentur Hochegger, die wir über die Jahre wahrscheinlich mit 40 oder 50 Dingen beschäftigt haben, mit der Buwog überhaupt nichts zu tun hat. Das war eine Agentur, die damals von der Hälfte aller Großunternehmen in Österreich zu Kommunikationsberatungs- und Marktsondierungszwecken beschäftigt wurde. Dass der Eigentümer sein Honorar nicht versteuert hat, ist uns rechtlich nicht zurechenbar. Andere Zusammenhänge möchte ich nicht kommentieren, weil ich mich grundsätzlich nicht zu laufenden Untersuchungen äußere.
Ob Sie sich äußern oder nicht, bleibt Ihnen überlassen. Ganz so eindeutig scheint die Angelegenheit allerdings nicht zu sein. Immerhin gab es bei Porr in diesem Zusammenhang Hausdurchsuchungen.
Dass es eine Hausdurchsuchung gab, ist richtig. Diese zu kommentieren, wäre aber nicht sachdienlich. Den Konnex, den Sie herstellen, lese ich auch. Er ist für uns aber nicht nachvollziehbar und basierend auf den Informationen, die uns vorliegen, nicht belegbar. Diesbezügliche Behauptungen werden deswegen nicht wahrer, weil sie wiederholt geschrieben werden.
Sie haben im vergangenen Sommer gesagt, Porr spürt die Wirtschaftskrise noch nicht. Das Jahr 2009 ist aber dann trotzdem nicht so toll gelaufen: Spüren Sie die Wirtschaftskrise mittlerweile doch?
Wir haben gesagt, das wir die Wirtschaftskrise im Vergleich zu anderen Branchen deswegen noch nicht so deutlich spüren, weil wir über einen relativ hohen Auftragsbestand verfügen, der in Jahren 2007 und 2008 akquiriert wurde und den wir immer noch abarbeiten. Weil die Bauwirtschaft von langfristigen Aufträgen geprägt ist, schlagen Kriseneffekte später durch. Sie werden uns aber Ende 2010 und in den Jahren 2011 und 2012 sicher auch erreichen.
Allerdings bringt das Vorziehen gewisser Infrastrukturprojekten durch die Bundesregierung und die Länder, vor allem Wien, einen teilweisen Ausgleich. Dieses antizyklische Agieren hilft, den Knick für die Bauwirtschaft und die nachgelagerten Zulieferer etwas abzufedern. Die Ausschreibungssituation bei der Bahn ist nach wie vor auf sehr hohem Niveau. 50 Prozent unseres Geldes verdienen wir im Ausland: In diesem Lichte muss man auch unsere Ergebnisse sehen.
Nicht zuletzt deshalb haben Sie angekündigt, sich verstärkt auf Aufträge der öffentlichen Hand zu konzentrieren. Weil die Budgets der öffentlichen Hände aber ohnedies bereits bis über die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit belastet sind, birgt das die Gefahr, dass diese Auftragsvolumina schon sehr bald deutlich zurückgehen könnten. Das ist grundsätzlich richtig. Ab Ende 2010 und in den Jahren 2011 und 2012 ist durchaus zu befürchten, dass die jetzt gestarteten Programme durch Einsparungserfordernisse unter Druck kommen. Denn Infrastrukturinvestitionen sind eine der wenigen Positionen in den Budgets, die überhaupt noch beweglich sind. 80 Prozent der Ausgaben sind ja fix verplant und wären nur mittels großer Strukturreform zu verändern. Von den restlichen 20 Prozent entfällt die eine Hälfte auf Eventualausgaben und die andere Hälfte auf Investitionen. Daraus resultiert die berechtigte Sorge, dass wir das zu spüren bekommen werden.
Aber auch bei den ÖBB und im Straßenbau werden derzeit die Projekte der nächsten Jahre auf Kürzungsmöglichkeiten durchforstet.
Die zu erwartende Streichungsorgie im Bereich des Bundesbudgets wird wahrscheinlich vorerst trotzdem am ehesten die bei der Bundesimmobiliengesellschaft angesiedelten Bereiche und die über den Finanzausgleich von den Ländern finanzierten Aufgaben betreffen.
Aber auch die Asfinag muss wegen geringerer Mauteinnahmen Projekte kürzen oder verschieben.
Deswegen sucht man jetzt nach Einsparungsmöglichkeiten, um die Gesamtverschuldung der Asfinag nicht über das refinanzierbare Maß hinauswachsen zu lassen. Trotzdem ist die Funktion der Asfinag im Vergleich zu anderen Staaten, wo es eine solche ausgegliederte, selbstfinanzierende Institution nicht gibt, immer noch sehr positiv für die österreichische Bauwirtschaft, weil eben trotzdem weitergebaut werden kann. Außerdem steht zu hoffen, dass die Einnahmenausfälle mit einem Anspringen der Konjunktur wieder wettgemacht werden können. Bei der Bahn ist die Thematik ohnehin anders zu sehen, weil sich dort die erforderlichen Infrastrukturinvestitionen aus einem vereinbarten Plan mit einhergehender Finanzierungsplanung ergeben, und die sehen eine massive Zunahme in den nächsten Jahren vor.
Sie haben nach dem Einstieg Ihres neuen türkischen Großaktionärs kürzlich Libyen als potenzielles Expansionsziel genannt. Haben Sie keine Bedenken wegen der politischen Spannungen zwischen Libyen und der EU?
Wir waren über viele Jahre nicht im Mittleren und Nahen Osten tätig, weil wir mit der Bearbeitung der neuen Märkte in Osteuropa vollauf ausgelastet waren.
Während Hans Peter Haselsteiner in den letzten 25 Jahren aus dem vergleichsweise kleinen regionalen Bauunternehmen Illbau mit der heutigen Strabag einen der großen europäischen Baukonzerne geformt hat, ist das Traditionsunternehmen Porr, das seit über 100 Jahren an der Börse notiert, in dieser Zeit zwar ebenfalls deutlich gewachsen, aber heute trotzdem nicht annähernd so groß wie Strabag. Was ist da falsch gelaufen?
Ich würde nicht sagen, dass etwas falsch gelaufen ist. Größe ist in der Wirtschaft nicht zwangsläufig ein Qualitätskriterium. Aber man muss die Leistung Haselsteiners neidlos anerkennen, er hat aus einem Familienunternehmen etwas Tolles gemacht. Aber er hatte auch Partner und Miteigentümer, die diesen Weg mitgetragen und unterstützt haben.
Es gibt nicht viele große Unternehmen, bei denen Kernaktionäre, die wichtigen Aktionäre, so öffentlich uneins sind wie bei Porr.
Schade, wenn Sie das so sehen. Bekannt ist, dass uns kürzlich mitgeteilt wurde, dass das Eigentümersyndikat in seiner bisherigen Form nicht mehr besteht. Dass dem Vorstand weniger Meldungen über Divergenzen unter den Eigentümern lieber wären, ist ein Faktum. Aber ein Vorstand hat Entscheidungen seiner Aktionäre und Eigentümer zur Kenntnis zu nehmen hat und sollte sie nicht kommentieren.
Zur PersonWolfgang Hesoun wurde am 15. Februar 1960 in Mödling geboren und maturierte an einer HTL. Ab 1982 war Hesoun für die Kraftwerk Union des Siemens-Konzerns tätig. 1987 wechselte er kurz zur Abteilung Generalunternehmerplanung der Porr AG, war dann einige Monate für die Donaukraftwerke AG beim Kraftwerksprojekt Nagymaros engagiert, bevor er wieder zur Generalunternehmerplanung des Porr-Konzerns zurückkehrte. Ab 1989 fungierte Hesoun als Assistent der Geschäftsleitung der Umwelttechnik Wien, 1993 übernahm er das Beteiligungsmanagement der Porr Umwelttechnik AG, 1994 wurde er zudem in den Vorstand der Wibeba Umwelt AG und 1995 in den Vorstand der Porr Umwelttechnik AG berufen, wo er 1998 den Vorstandsvorsitz übernahm. Ab 1999 gehörte er dem Vorstand der Porr Technobau und Umwelt AG an.
2003 wurde Hesoun zum Vorstandsmitglied der als Konzernmutter fungierenden Porr AG bestellt, 2004 zum Generaldirektor-Stellvertreter und 2007 zum Generaldirektor ernannt.