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Große Speditionen gut gerüstet

Von Christine Zeiner

Europaarchiv

Mit 1. Mai 2004 wird die Zollabfertigung an den EU-Außengrenzen zu den neuen EU-Ländern wegfallen - für manche österreichischen Speditionen ein Grund zur Sorge, für jene, die auf die EU-Erweiterung vorbereitet sind, ein Grund zur Freude.


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Das "Problem" sei vielschichtig, sagt Rudolf Bauer, Geschäftsführer des Fachverbandes Güterbeförderung in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) im Gespräch mit der "Wiener Zeitung": "Für kleine Spediteure und Frächter, die Zollbüros nebenbei betreiben, wird es ziemlich eng, die werden mit einem Schlag arbeitslos und verschwinden." Bauer meint hier nicht die "Großen" wie Schenker und die Gebrüder Weiss, sondern viele kleine Unternehmen, die sich mit Zollbüros "die Butter aufs Brot verdienen". Als zweite unmittelbare Auswirkung der EU-Erweiterung werden die österreichischen Unternehmen nach Ansicht Bauers die Lohnkosten der "Neuen" zu spüren bekommen: "Bis die an das österreichische bzw. deutsche Lohnniveau angeglichen sein werden - das wird noch eine Weile dauern." Was jetzt noch nicht geht, ist ab 1. Mai 2004 möglich: Beispielsweise wird dann ein ungarisches Unternehmen Fracht in Wien aufladen und nach Hamburg transportieren können. In solchen Fällen werden Lohnkosten eine Rolle spielen, ist sich Bauer sicher. Er schätzt, dass im Transportwesen bis zu 4.000 Arbeitsplätze verloren gehen könnten.

Bringt die EU-Erweiterung ausschließlich düstere Aussichten für die österreichischen Speditionen? "Nein", betont Bauer. Der Wegfall der Zollabfertigung bedeute für viele eine Erleichterung. Zudem prognostiziert er weniger Wartezeiten an den Grenzen. Probleme werde es für jene Unternehmen geben, "die's verschlafen haben". Bauer empfiehlt, Standorte in Grenzgebieten oder in den Beitrittsländern aufzubauen - was die beiden großen Speditionen Gebrüder Weiss und Schenker bereits getan haben. Johannes Angerer von der Spedition Gebrüder Weiss (rund 3.200 Mitarbeiter, 100 Standorte) beurteilt die EU-Erweiterung "zwiespältig". Einerseits falle das Verzollungsgeschäft weg, andererseits sieht er Vereinfachungen und eine "riesengroße Chance" durch neue Produktionsstätten und Märkte. Roland Hardtmuth von Schenker (rund 1.800 Mitarbeiter, 27 Standorte) sieht dem 1. Mai 2005 "mittelfristig uneingeschränkt positiv" entgegen. Kurzfristig bedeute die Erweiterung aber eine "harte Bandage". Mitarbeiter, die auf das Zollgeschäft spezialisiert seien, könnten nicht sofort in einem anderen Bereich eingesetzt werden. Es sollen aber "möglichst viele" umgeschult werden. "Die WKÖ ist gerade dabei, eine Informationsbroschüre für Spediteure zu erstellen", erzählt Bauer.