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Große Töchter sollen auch Mütter sein dürfen

Von Tina Dunkelbunt

Gastkommentare

Wenn Emanzipation bedeutet, dass man als Frau nicht mehr die Priorität Familie vor Beruf wählen darf, ohne als Verfechter eines ad absurdum geführten, veralteten Weltbilds gesehen zu werden.


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Sehr geehrter Herr Irrgeher,

Am Wochenende stolperte ich zufällig über Ihren Artikel über die großen Töchter und neuen Eltern. Ich wollte dazu gerne etwas schreiben, hatte jedoch das Gefühl, dass ein bloßer Kommentar eventuell zu kurz greift.

Vielleicht habe ich den Unterton auch falsch interpretiert, aber spätestens bei diesem Absatz (ich zitiere): "Die Familie genießt beim Nachwuchs wieder höheres Prestige, lehren Studien seit Jahren. Und die Statistiken belegen, dass Familiengründungen oft nach altem Muster verlaufen. Landet der Storch in einem Studentenhaushalt, ist es meist der Vater, der sich in den nächsten Jahren zum Brötchenverdiener aufschwingt, während die Mutter, nun ja, vor allem Mutter ists" hatte ich das Gefühl, mich hier als jemand, der ganz grundsätzlich zukünftig ein "konservatives" Familienleben anstrebt, angegriffen fühlen zu müssen. Wissen Sie, es gibt durchaus Menschen, für die das zwischenmenschliche Zusammenleben in einer Familie von größerer Wichtigkeit als die Selbstverwirklichung in einem x-beliebigen Job ist und die dem Glauben nachhängen, dass Kindern die Nähe zur Mutter in den ersten Lebensmonaten keinen bleibenden Schaden zufügt. Dieses Empfinden geht sogar soweit, dass ich behaupten würde: wenn man es sich leisten und aussuchen kann, sollte man vor allem dann Kinder bekommen, wenn man es will und bereit ist, auch 'mal auf etwas zu verzichten - um des Kindes Wohl wegen (d'rum habe ich auch selbst noch keine). Denn Kinder brauchen Zeit und Zuneigung.

Es gab sogar Zeiten, in denen wurde propagiert, dass Stillen gut für Kinder ist - und dabei tun sich Männer ja wohl oder übel schwer, diese Unterschiede können sich trotz allem Gender nicht wegdiskutieren lassen.

Ich möchte darauf hinweisen, dass ich sehr wohl ein Befürworter der Väterkarenz bin. Aber ebenso möchte ich mich gegen die Abwertung von Frauen aussprechen, die sich dafür entscheiden, in ihrer Karriere kürzer zu treten und sich um die Kinder zu kümmern. Denn vielleicht ist es genau das, was sie sich vom Leben wünschen. Das als unterschwellig unemanzipiert zu titulieren finde ich daneben.

Darum bitte ich Sie: lassen Sie doch Menschen, die gerne in einer Zweierbeziehung Familie gründen wollen, dies auch tun, ohne sie deswegen zu verurteilen. Ich garantiere Ihnen nämlich eines: dasselbe tue auch ich bei allen anderen Formen des zwischenmenschlichen Zusammenlebens. Leben und leben lassen habe ich als Kind der Demokratie verinnerlicht - aber das möchte ich auch im Umgekehrten erfahren, denn ich kann nichts dafür, dass der Lebensweg, den ich verfolgen möchte, den Dingen entspricht, die sich nun "in der Norm" schimpfen. Nicht alles ist zwangsläufig falsch, nur weil es lange Zeit so gelebt wurde.