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Großer Andrang beim Staatsvertrag

Von WZ Online

Politik

Das Original des Österreichischen Staatsvertrags mit den Unterschriften der Signatarmächte und des damaligen österreichischen Außenministers, Leopold Figl, ist anziehend: Die Menschen standen bereits am Sonntag vor der Österreichischen Galerie Belvedere Schlange, um einen Blick auf das Dokumente hinter Panzerglas werfen zu können. Bis 27. Mai besteht dazu noch Gelegenheit.


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Mit Panzerglas, Kameras, Alarmanlagen und zwei Aufsehern wird die Sicherheit des Leihstückes aus dem Moskauer Zentralarchiv gewährleistet. Peter Lang, der gleich neben dem Schaukasten darauf achtet, dass dem Zeitdokument nichts passiert, wird am häufigsten gefragt, ob das wirklich das Original sei. "A bisserl Abstand bitte", musste er nicht nur einmal am Sonntag sagen.

So mancher war ergriffen, mancher erstaunt: "Das ist ja einfach nur ein Buch!", entkam es dem 10-jährigen Markus beim Anblick. Eine 70jährige Dame aus Wien-Lainz zeigte sich berührt: "Es ist irgendwie aufregend, rührend". Sie habe das Dokument mit den Unterschriften der Signatarmächte und dem damaligen österreichischen Außenminister Leopold Figl schon öfters im Fernsehen gesehen, aber das Original sehen zu können, sei schon etwas Besonderes. Sie kann sich nicht mehr daran erinnern, wie und wo sie den 15. Mai 1955 verbracht hatte. Die rüstige Dame erzählte der APA, dass sie aus einer armen Familie stamme, 52 Stunden in der Woche gearbeitet und gar nicht das Fahrgeld für die Straßenbahn gehabt hätte, um zum Schloss Belvedere fahren zu können.

Ein älterer Herr meinte auf die Frage, was ihm der Staatsvertrag bedeute, nur kurz und bündig: "Na, viel, viel". Die 49jährige Eva Reichenbach formulierte ihren Eindruck so: Der Rundgang durch die Ausstellung habe sie ergriffen, aber nicht das Dokument selber. "Das sind ja nur Fakten, ein Schlusspunkt nach der Geschichte vorher. Mich ergreifen mehr die Geschichten der Menschen, die deportiert wurden, die Widerstand geleistet haben", meinte sie. Sie würde sich dann fragen, ob sie auch so handeln könnte.

Gerbert Frodl, Direktor der Österreichischen Galerie Belvedere, zeigte sich gegenüber der APA erwartungsgemäß "sehr zufrieden" über den Besucheransturm am ersten Tag. Man müsse noch weiterhin darauf achten, dass "die Ausstellung unter die Leute kommt". Zur Sicherheit meinte der Direktor: "Seien Sie versichert, dass sowohl der Raum, das Schloss und die Vitrine speziell gesichert sind".

Des Original des Staatsvertrags ist im Rahmen der Ausstellung "Das neue Österreich. Die Ausstellung zum Staatsvertragsjubiläum 1955/2005", die ab 15. Mai bis 1. November läuft, noch bis zum 27. Mai zu sehen. Dann kehrt er zurück nach Moskau. Geöffnet sind die Ausstellungsräume von Sonntag bis Dienstag, jeweils von zehn bis 18 Uhr, am Donnerstag immer bis 21 Uhr. Der Eintritt beträgt sieben Euro, aber es gibt zahlreiche Ermäßigungen, freien Eintritt für Schüler bis 10 Jahre und freien Eintritt für alle am Nationalfeiertag, am 26. Oktober.

Die Veranstalter des "Belvedere OpenAir- Eine ArtShow" vom Sonntag zogen übrigens eine positive Bilanz: Das Wetter sei ideal gewesen, freute sich Kunststaatssekretär Franz Morak (V). Eduard Neversal, Gesamtleiter der Veranstaltung, lobte besonders die Schülergruppen, die sich für den Generationen-Talk am Vormittag gut vorbereitet hätten und "total interessiert" gewesen seien. Beeindruckt zeigte sich Neversal auch vom "unglaublichen Zuspruch" der mitwirkenden Künstler: Es konnten immerhin rund 240 für das Fest gewonnen werden.

Die Veranstalter schätzten die Besuchermenge auf 15.000 bis 20.000. Es habe allerdings eine "kräftige Fluktuation" gegeben, die durchschnittliche Aufenthaltsdauer der Besucher sei ein bis zwei Stunden gewesen.

http://www.dasneueoesterreich.at