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Größer, besser, teurer

Von Rosa Eder-Kornfeld

Wirtschaft
Jahr für Jahr teurer werden laut Verein für Konsumentenschutz die Liftkarten. Das treffe besonders Familien mit Kindern.

Schallmauer für Tages-Skipässe von 50 Euro heuer erstmals durchbrochen - Touristiker verweisen auf steigenden Komfort beim Skifahren und harten Wettbewerb.


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Wien. Zwoa Brettl, a g’führiger Schnee - juchhe? Nicht ganz, denn 60 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher haben laut Umfragen mit Skifahren nichts am Hut, sprich: Sie gehen nie Skifahren. In den 1980er Jahren Jahren waren es erst 40 Prozent. Kein Wunder, wird so mancher sagen, der Durchschnittsverdiener kann sich diesen Luxus eben nicht mehr leisten.

Nehmen wir die Preise für Liftkarten. Laut Verein für Konsumenteninformation (VKI) sind Tagesskikarten im Vergleich zum Winter 2014/15 im Durchschnitt um 3,6 Prozent teurer geworden, bei einer Inflationsrate von derzeit 0,7 Prozent. Sechs-Tages-Pässe seien um 4,5 Prozent teurer als in der vorigen Wintersaison, so der VKI. In fünf ausgewählten Skigebieten kostet die Tageskarte für Erwachsene nun erstmals über 50 Euro: am Arlberg, in Kitzbühel, Ischgl, Saalbach-Fieberbrunn sowie Sölden. "Ski-Liftkarten werden Jahr für Jahr teurer", kritisiert der VKI.

Für Petra Nocker-Schwarzenbacher, Obfrau der Bundessparte Tourismus- und Freizeitwirtschaft und in dieser Funktion Repräsentantin der 90.000 heimischen Tourismusbetriebe, ist der Preisanstieg nur die eine Seite der Medaille. Beim Skifahrern biete sich heute eine sehr gut ausgebaute Infrastruktur, die es vor einer Generation so noch nicht gegeben habe. Auch seien die Pisten so gut präpariert, dass auch Neu- und Wiedereinsteiger Spaß haben.

Wie der VKI auflistet, gibt es auch günstigere Skigebiete. In Wenigzell in der Steiermark etwa kostet die Tageskarte 19,90 Euro. "Es gibt in vielen Skigebieten günstige Angebote", so Nocker-Schwarzenbacher. Wenigzell bietet allerdings auch nur drei Schlepplifte, was für Eltern, die mit kleinen Kindern nur ein paar Stunden fahren wollen, aber ein gutes Angebot darstellt.

Wer als Kind nicht fährt, fährt auch als Erwachsener nicht

ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel lässt in seinen acht Skigebieten, darunter Ötscher, Hinterstoder, Hochkar und Heiligenblut, Kinder bis 10 Jahre um 2 Euro pro Tag fahren. Seine Rechnung: Wer als Kind nicht auf Skiern steht, wird später als Erwachsener auch keine Skiurlaube buchen.

Dem stimmt auch Tourismus- und Freizeitforscher Peter Zellmann zu. Dass Eltern wie früher ihren Nachwuchs an das Skifahren heranführen, sei nicht mehr selbstverständlich, sagt er. Daran sei auch der Rückgang der Schulskikurse, bei denen auch die Flachländler aus dem Osten Österreichs in die Kunst des Parallelschwungs eingeführt wurden, schuld. "Wir haben die Elterngeneration der 1990er Jahre verloren", so Zellmann

Faktum ist, dass der Wintertourismus mit einer Wertschöpfung von insgesamt mehr als elf Milliarden Euro rund vier Prozent zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) beiträgt. 250.000 bis 300.000 Arbeitsplätze hängen hierzulande an diesem Wirtschaftszweig, woran sich auch die Wichtigkeit des Skifahren für Österreich ermisst.

Zurück zu den Kosten für den Skiurlaub. Eine Familie mit einem Kind bis 14 Jahren und einem Jugendlichen bis 18 Jahren zahlt für Liftkarten für eine Woche in St. Anton am Arlberg 874 Euro. Im Skigebiet Dachstein-West sind es 606 Euro. Für das Ausleihen der Skiausrüstung für eine Woche müssen 70 bis 80 Euro pro Person veranschlagt werden, das ergibt noch einmal rund 300 Euro. Was Unterkünfte betrifft, bieten aber auch teure Skigebiete zum Teil noch günstige Angebote an.

"Gran Canaria, eine Woche, ab 176 Euro pro Person": Was sagt die Tourismus-Obfrau zu diesem Angebot, gesehen bei TUI? - "Das sind zwei Paar verschiedene Schuhe. Eine Woche Skiurlaub an der frischen Winterluft ist ein ganz anderes Erlebnis als eine Woche am Strand." Man müsse auch hinterfragen, wer bei solchen "Schnäppchen" noch etwas verdiene. Bei den Schulschikursen, deren Teilnehmerzahl in den 1990er Jahren deutlich zurückgegangen ist, sieht Nocker-Schwarzenbacher die Talsohle durchschritten. "Der Skikurs kommt zurück", ist sie überzeugt.

Die Seilbahnwirtschaft hat im Vorjahr 562 Millionen Euro an Investitionen getätigt. In der Wintersaison 2014/15 wurden Umsätze von 1,2 Millionen Euro (+ 7,5 Prozent) getätigt. "Wir haben die Hälfte des Umsatzes reinvestiert", sagt der Obmann des Seilbahnen-Fachverbandes, Franz Hörl.

Brutaler Wettbewerbunter den Skigebieten

Ja, heuer gebe es erstmals in einigen großen und renommierten Skigebieten Tagespässe mit Preisen über 50 Euro, räumt er ein. Dafür sei aber auch der Wettbewerb "brutal". Rund rund einem Drittel der Seilbahnunternehmen gehe es finanziell "sehr gut", einem weiteren Drittel "einigermaßen", nur das restliche Drittel "hat den Anschluss nicht geschafft". Heuer seien die Lift-Tickets im Schnitt zwar um 2,4 Prozent teurer geworden, im zehnjährigen Vergleich seien die Preise aber weniger stark gestiegen als die Inflation, so Hörl.

Der VKI hat im Vergleich mit der Saison 2004/05 - dem Beginn der systematischen Preiserhebungen - errechnet, dass die Preise für Tageskarten im Schnitt um 41 Prozent, jene für Sechs-Tage-Karten um 47,2 Prozent gestiegen sind. Der Verbraucherpreisindex sei in diesem Zeitraum dagegen um 23,9 Prozent gestiegen.

In Österreich gibt es 253 Seilbahn- und 550 Schleppliftunternehmen. Sie verfügen über rund 1100 Seilbahnanlagen (Standseil-, Pendel-, Umlauf-, Kabinen- und Sesselbahnen) und circa 1850 Schlepplifte. Die Anzahl der Seilbahnanlagen ist rückläufig, parallel dazu steigt jedoch jährlich die Anzahl der Beförderungen. Grund dafür ist der Ersatz von Schleppliften durch moderne, komfortable Aufstiegshilfen mit höherer Kapazität.

Die Geschichte der österreichischen Seilbahnen beginnt im Jahr 1926, als auf der Rax in Niederösterreich die erste heimische Seilbahn errichtet wurde. 1927 folgten die Pfänderbahn in Vorarlberg und die Feuerkogelbahn (Oberösterreich). 1936 ging der erste Schlepplift in Ebensee in Betrieb, 1947 beförderte in der Wildschönau der erste Sessellift Skifahrer auf den Berg. 1970 fuhr der erste Kurvenschlepplift in Schruns. 1971 wurden Selbstbedienungsbügel eingeführt, im Jahr 1973 gab es erstmals einen fixen 3er-Sessellift in Zürs.

Seit 2008 ist Seilbahntechnik ein Lehrberuf. Derzeit werden 126 Lehrlinge im Rahmen der dualen Ausbildung bei Seilbahnbetrieben und in der Landesberufsschule Hallein ausgebildet.

Die österreichische Seilbahnwirtschaft ist laut Eigenangaben direkt und indirekt für über 111.000 Arbeitsplätze verantwortlich.

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