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Studenten sollen beratendes Vorbild für Schüler sein. | Hahn präsentierte neues Modell. | SPÖ unzufrieden. | Wien. Mentor oder Tutor? Vor dieser Entscheidung werden ab dem Wintersemester 2008/09 all jene Studenten stehen, die ihre Studiengebühren (363 Euro pro Semester) durch gemeinnützige Arbeit refundiert haben möchten. So sieht das zumindest Wissenschaftsminister Johannes Hahn vor, der am Donnerstag im Arkadenhofcafe an der Uni Wien sein Modell präsentierte.
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Die zu Beginn überbordenden Vorschläge, was alles unter Freiwilligenarbeit fallen könnte, etwa die Teilnahme im Blasmusikverein, wurden allesamt über Bord geworfen. Hahn beschränkte sich auf zwei Modelle, "um nicht ins Uferlose abzugleiten": Das "Mentoring" sieht vor, dass der Student Nachhilfe in einer Schule mit 10- bis 14-Jährigen gibt. In erster Linie sollen bildungsärmere Schichten mit Migrationshintergrund angesprochen werden. Der Student bekommt eine fünf-halbtägige Einschulung. Die Tätigkeit ist im Ausmaß von 60 Stunden pro Semester (vier Stunden pro Woche) zu absolvieren.
Die Studienberatung ist für Studenten ab dem 3. Semester gedacht. Sie sollen Schülern in den letzten beiden Jahren vor der Matura über ihr Studium erzählen. Die Einschulung dafür dauert drei Halbtage. Für die Refundierung müssen 15 Einsätze pro Semester absolviert werden.
Für beide Modelle gelte, so Hahn, dass der Studierende als "großer Bruder oder große Schwester" in seiner beratenden Vorbild-Funktion agiert. Wie viele der 250.000 Studenten diese Möglichkeit in Anspruch nehmen werden und wie hoch die Kosten dafür sein werden, darüber konnte Hahn noch keine Auskunft geben: "Wir betreten Neuland." Offen sind ebenfalls noch rechtliche Fragen. Damit keine Arbeitsverhältnisse entstehen, müssten Gesetze adaptiert werden. Ein tragbares Modell soll nun bis zum Herbst entwickelt werden, dann komme die parlamentarische Arbeit und ab 2008 die organisatorischen Vorarbeiten.
Die SPÖ sieht zwar das Modell als "Schritt in die richtige Richtung", der aber nicht weit genug gehe. Bildungssprecher Erwin Niederwieser bedauerte die Beschränkung der Nachhilfetätigkeit auf 10- bis 14-Jährige. Gerade an Polytechnischen Schulen und Berufsschulen gebe es den größten Bedarf. Wissenschaftssprecher Josef Broukal kritisierte das Umsetzungs-Tempo und dass etwa Tutoren nicht auch an Unis eingesetzt werden können.
"Keinerlei Ausbildung"
Kritik übte die Österreichische Hochschülerschaft (ÖH). So würden Studenten, die sich bereits sozial engagieren, die Gebühren nicht zurückbekommen. Die Studierenden verfügten über "keinerlei Ausbildung" im Umgang mit Jugendlichen. Eine von Hahn gewünschte Mitarbeit bei der Abwicklung des Refundierungsmodells lehnen sie daher ab.