Homosexuelle Männer geben auf Reisen mehr aus. | Reges Interesse für spezielle Angebote. | Berlin. Bunt, laut, plakativ - die globale Reisebranche spricht sich dieser Tage auf der weltgrößten Tourismusmesse ITB in Berlin Mut zu. Nur langsam zeigen die wirtschaftlichen Prognosen nach oben, und die Zahl der Unentschlossenen und Vorsichtigen ist hoch. Da ist der Tourismuswirtschaft jede lukrative Nische willkommen - eine solche sind offensichtlich ein Spezialangebote für Homosexuelle.
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Respekt für schwule und lesbische Paare
Warum braucht es ein touristisches Angebot, das sich an der sexuellen Orientierung ausrichtet? "Weil es immer noch nicht selbstverständlich ist, dass schwule und lesbische Paare mit Respekt behandelt werden", sagt Loann Holden von der IGLTA, der International Gay and Lesbian Travel Association, die heuer das zweite Mal auf der ITB vertreten ist.
Dabei gehe es gar nicht um spezielle Angebote oder Packages, sondern in erster Linie um Respekt, so die Sprecherin der Organisation mit Stammsitz in Florida und Niederlassungen in weltweit 17 Ländern. Mitglieder und Kooperationspartner der IGLTA sind unter anderem große Hotelketten und Airlines, aber etwa auch Autovermieter und kleine Pensionen.
Spezielle touristische Angebote für schwule und lesbische Menschen erweisen sich offenbar als profitabel - auf dem Stand der IGLTA herrscht reges Interesse. Vertreten sind hier einzelne Länderorganisationen wie Polen oder Brasilien, die ihr Angebot für diese Zielgruppe bewerben wollen.
Rio habe sich zu einer besonders attraktiven Destination für Schwule und Lesben entwickelt, erzählt Marta dalla Chiesa von der Brazil Gay Lesbian Travel Association. "Schätzungen zufolge stellt diese Gruppe bereits rund 25 Prozent der Städtetouristen", so dalla Chiesa. Ihre Organisation hat allein in Brasilien 140 Partner, Tendenz stark steigend. Die Annual Convention der IGLTA in Brasilien 2012 soll dem Trend weiteren Schwung verleihen und auf die Wichtigkeit dieser Zielgruppe aufmerksam machen, die generell auf rund 10 Prozent der Gesamtbevölkerung geschätzt wird. In Österreich gibt es rund 400.000 schwule Männer, meint Günther Moser von Pink Marketing. Auch er betont, dass es sich rechnet, sich dieser Zielgruppe verstärkt zu widmen:
Homosexuelle reisen häufiger ins Ausland
"Schwule Männer setzen auf Qualitätsurlaube", meint Moser. "Knapp 30 Prozent der Schwulen geben täglich über 100 Euro im Urlaub aus und liegen damit deutlich über den Durchschnittsausgaben". Über 55 Prozent der Schwulen unternehmen laut Moser häufig Auslandsreisen, bei den heterosexuellen Männern sind es nur knapp 30 Prozent. Auf diesen Zug will nun auch Wien mit Angeboten für Paare aufspringen, die sich in der Bundeshauptstadt seit kurzem verpartnern lassen können. Ein Reiseveranstalter macht auf der ITB mit einem schrillen Promotiongag darauf aufmerksam: Eine Drag-Queen im knallengen pinken Minikleid und ein Muskelmann im Ruderleiberl posieren für die Fotografen mit dem Schild: "Wien. Jetzt oder nie".