Rom - Nach der Niederlage bei den Parlamentswahlen am 13. Mai hat die Mitte-Links-Allianz Grund zum Feiern. Bei den am Sonntag in 77 Gemeinden und zwei Provinzen durchgeführten Stichwahlen war der "Ölbaum" sehr ertragreich.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 23 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Der Chef der Linksdemokraten, Walter Veltroni, eroberte den Bürgermeisterposten in Rom und wird somit die Arbeit fortsetzen können, die der besiegte Kandidat für das Amt des Ministerpräsidenten, Francesco Rutelli, im Jahr 1993 begonnen hatte. Auch in Turin und Neapel - mit Rom die größten Städte, in denen gewählt wurde - behaupteten sich die Kandidaten des Mitte-Links-Bündnisses.
"Wir müssen lernen, dass wir gewinnen können, wenn wir zusammenhalten", sagte der Sieger von Rom, Veltroni, der am Montag seine Demission vom Posten des Linksdemokratenchefs einreichen wird, den er seit November 1998 inne hatte. "Es war ein harter Kampf, jetzt werde ich all meine Kräfte einsetzen, um meine Stadt zu verwalten", betonte Veltroni. Sein Sieg vernichtet den Traum des künftigen Regierungschefs Silvio Berlusconi, der nach dem Erfolg bei den Parlamentswahlen auf einen weiteren Triumph in der Ewigen Stadt gehofft hatte. Der TV-Zar, der Mitte Juni sein neues Kabinett aus der Taufe heben wird, muss sich in Rom auf die scharfe Opposition Veltronis vorbereiten.
Der Wahlsieg der Mitte-Links-Allianz in den größeren Städten beweist, dass der "Ölbaum" auf Lokalebene immer noch vital ist und mit großer Zustimmung rechnen kann. "Von den Städten wird unser Neubeginn starten. Wir werden die nächsten Monate brauchen, um eine kämpferische und solide Opposition aufzubauen. In einer verhältnismäßig kurzen Zeitspanne können wir wieder das Vertrauen der Mehrheit aller Wähler zurückgewinnen", betonte Oppositionschef Francesco Rutelli. Für ihn ist Veltronis Sieg in Rom ein doppelter Erfolg als Politiker und als Ex-Bürgermeister. "Die Römer haben uns wegen unserer guten Leistungen in den vergangenen sieben Jahren weiteres Vertrauen geschenkt", so Rutelli.
Das Mitte-Rechts-Bündnis blickt mit Enttäschung auf den Wahlerfolg der Linken bei den Stichwahlen. Berlusconi hatte auf einen weiteren Sieg gehofft. Damit wäre sein Triumph vollkommen gewesen. Der Mailänder Großunternehmer wurde aber mit der Tatsache konfrontiert, dass die Mitte-Links-Koalition auf Lokalebene schwer zu besiegen ist. Vor allem in Industriestädten mit alter Arbeitertradition wie Turin, dem Hauptsitz der Autogruppe Fiat, hat der "Ulivo" immer noch einen soliden Stamm. Dort siegte der Bürgermeisterkandidat der Linken, Sergio Chiamparino, deutlich über Berlusconis Vertrauensmann Roberto Rosso.
Berlusconi war überzeugt gewesen, dass nach den gewonnenen Parlamentswahlen die Mitte-Rechts-Allianz auch bei den Stichwahlen erfolgreich sein werde. Sein Sieg genügte jedoch nicht, um prestigereiche Linkskandidaten wie Veltroni und die Ex-Innenministerin Iervolino in Neapel zu besiegen. Iervolino hatte während ihrer Wahlkampagne kontinuierlich auf die Notwendigkeit gesetzt, der Vesuvstadt neue Entwicklungschancen zu sichern. Die Wähler gaben ihr Recht. APA