Elektrovehikel für den Stadtverkehr. | Kann neuer Plan GM-Insolvenz noch verhindern? | Boston. General Motors sorgt immer wieder für Überraschungen. Rund 50 Tage bleiben dem Autobauer aus Detroit noch bis zum Stichtag, an dem die Regierung von Präsident Barack Obama über zusätzliche Staatshilfe von 13,4 Milliarden Dollar für den Konzern entscheiden wird. Bei einem Nein bleibt nur der Gang zum Konkursrichter.
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Dennoch hat GM, bisher für große Wagen von Cadillac bis Hummer bekannt, nun ein neues Auto vorgestellt - wenn man das Gefährt namens Puma so nennen darf.
Das Gefährt entstand in Zusammenarbeit mit dem Elektro-Stehroller-Fabrikanten Segway. Puma steht für Personal Urban Mobility and Accessibility (private Mobilität und Erreichbarkeit in Städten). "Der Puma kann unsere Fortbewegung in Städten von Grund auf verändern", schwärmte GM-Vizepräsident Larry Burns bei der New Yorker Auto Show am Dienstag, als er das Gefährt mit zwei Rädern und zwei Sitzen sowie einem an den Seiten offenen Verdeck präsentierte. Die Kommentare reichten von "Rikscha" über "fahrender Witz" für das Gefährt, das immerhin 60 Stundenkilometer schnell sein soll. 60 Kilometer ist auch die Reichweite mit einer Elektroladung der unter dem Sitz befindlichen Batterien.
Arbeit am neuen Plan
Es scheint fraglich, ob sich Entwicklungsaufwand und Ausgaben für ein Unternehmen wie GM bezahlt machen, das seit 2004 Verluste von 85 Mrd. Dollar ausweist. Das Augenmerk der Finanzmärkte richtet sich bei GM auch nicht auf den neuen City-Roller, sondern auf den Stichtag für die Vorlage eines überarbeiteten Restrukturierungsplanes.
Den vor kurzem eingereichten GM-Plan hatte die zuständige Arbeitsgruppe des Präsidenten abgelehnt. Jetzt muss GM noch drastischere Schritte unternehmen, um an Staatsgeld zu kommen. Bisher war die Streichung von 50.000 Jobs allein in diesem Jahr geplant gewesen.
Die geplante Umwandlung der Schulden in Unternehmensanteile, die die Gläubiger bekommen sollten, scheint auch nicht zu klappen. Niemand will Aktien einer Firma, die so gut wie nichts mehr wert ist.
Schwierigkeiten machen weiterhin vor allem die Gewerkschaften, die den geplanten Abbau sozialer Leistungen nicht mitmachen wollen. Fritz Henderson, neuer Konzernchef nach dem von Obama erzwungenen Rauswurf von Rick Wagoner, hat deshalb schon einmal die Erklärung des Bankrotts als "wahrscheinlich" bezeichnet. Der Vorstand von GM hat am vergangenen Wochenende getagt, um über die strengen Auflagen zu beraten. "Wie von Anfang an arbeiten wir bei der Erstellung unseres Restrukturierungsplanes eng mit der Task Force zusammen", sagte ein GM-Sprecher.
Marktbeobachter verweisen auf die Gefahr, dass GM bei der Beantragung von gerichtlichem Schutz im Falle der Insolvenz damit rechnen müsse, in erfolgreiche und verlustbringende Unternehmensteile zerschnitten zu werden. Die Abwicklung eines solchen Riesenkonzerns werde Jahre dauern und ungeheure Rechtskosten verursachen, meinen Justizexperten.
Drei Bieter für Hummer
Für die Marke Hummer läuft indes der Verkaufsprozess auf Hochtouren. Laut informierten Kreisen sind noch drei Bieter im Rennen. Die gegenwärtigen Angebote für den auf einem Militärfahrzeug basierenden Geländewagen belaufen sich auf 100 bis 200 Millionen Dollar in bar, berichtet Reuters. Die Bieter seien keine Autohersteller, sondern Finanzinvestoren sowie wohlhabende Privatpersonen.