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FPÖ-Stadtrat Hein: "Ich stehe zu meiner Entscheidung" - Glawischnig wirft FPÖ Kleingeistigkeit und Homophobie vor.
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Linz.Die Kontroverse um die mittlerweile abmontierten Ampelpärchen in Linz geht in die nächste Runde und wird weltweit verfolgt. Mehr als 100 Medien, darunter die BBC und das "Time"-Magazin, berichteten in den vergangenen 72 Stunden. Worum geht es? Im vergangenen Frühling wurden die Ampelpärchen als Zeichen für Toleranz gegenüber gleichgeschlechtlichen Liebespaaren erst in Wien und dann auch in Linz und Salzburg montiert.
Der neue freiheitliche Verkehrsstadtrat Markus Hein setzte der Aktion vergangenen Freitag ein Ende und ließ die Ansteckscheiben entfernen und löste damit eine Welle der Entrüstung aus. Nach wie vor steht er aber zu seiner Entscheidung. "Ich verwehre mich gegen Behauptungen, dass ich etwas gegen Homosexuelle habe. Was wir hier haben, ist die Situation, dass Verkehrsanlagen dazu missbraucht werden, um politische Gesinnungen zu transportieren", sagt der FPÖ-Politiker zur "Wiener Zeitung". Er glaube auch nicht, dass Linz sich den Vorwurf gefallen lassen müsse, kleinkariert oder nicht weltoffen zu sein.
"Wenn ich mir anschaue, was in den letzten Jahren hinsichtlich der Gleichstellung von Homosexuellen passiert ist, sind wir sicher unter den Top-Ländern dabei", argumentiert der Verkehrsstadtrat. Im Gegensatz zu seiner Vorgängerin, Verkehrsstadträtin Karin Hörzing von der SPÖ, hat Hein mit diesem "Zeichen für Offenheit und Toleranz" keine Freude. Vielmehr plädiert Hein für "ein einheitliches Erscheinungsbild im Stadtverkehr" mit den üblichen Einzelmännchen. Die Ampelpärchen hält er für "völlig unnötig". Doch damit nicht genug: Einen deutlichen Seitenhieb bekommen von Hein auch die Grünen, die das Projekt in Wien forciert hatten. "Das Grundproblem ist, dass es hier nicht nur um die Ampelpärchen per se geht, sondern darum, dass die Grünen sich in ihrer Ehre gekränkt fühlen, weil ich die Ampelpärchen habe abmontieren lassen", sagt Hein. In Wien habe Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou zudem aus der polarisierenden Aktion, die nur für den Songcontest gedacht war, eine permanente Geschichte gemacht, ohne die Bevölkerung zu befragen. Im Büro Vassilakous zeigte man sich verwundert über Hein. "Da greift man sich auf den Kopf und denkt sich: ‚Hat die FPÖ keine anderen Sorgen?‘", meinte ein Sprecher. Empört zeigt sich auch die Bundessprecherin der Grünen, Eva Glawischnig. "Wie kleingeistig und homophob müssen FPÖ-Politiker sein, wenn sie sich schon vor Ampelpärchen fürchten?", wollte sie wissen. Statt der Internationalität und Weltoffenheit würde man der Verzwergung huldigen. "Wenn das alles ist, was ihnen zur Zukunft des Landes einfällt, dann Gute Nacht, Oberösterreich", so die grüne Klubobfrau.
Der Linzer SPÖ-Bürgermeister Klaus Luger, der die Wiedereinführung der Ampelpärchen will, könnte dies mit Gemeinderatsbeschluss durchsetzen. "Dann gibt sich Linz endgültig der Lächerlichkeit preis", sagt Hein. Oberösterreichs Landeschef Josef Pühringer, der mit der FPÖ koaliert, wollte sich übrigens an der Sache nicht die Finger verbrennen. Er schwieg und verwies auf die Zuständigkeit der Stadt Linz.