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Größere Getreideernte, aber Unsicherheit steigt

Von Karl Ettinger

Wirtschaft

Bauernvertreter betonen Versorgungssicherheit für heimische Konsumenten trotz Ukraine-Krieg.


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Der Winter war im Flachland trocken und schneearm. Trotz der fehlenden Winterfeuchtigkeit zeichnet sich aber ab, dass Österreichs Bauern mit einer größeren Getreideernte rechnen dürfen. Nach Schätzungen der Landwirtschaftskammer wird die Getreideernte, also vor allem Weizen, Korn und Wintergerste, um sechs Prozent gegenüber dem Vorjahr auf insgesamt 2,97 Millionen Tonnen anwachsen.

Das ist auch eine Folge des Preisanstiegs für Weizen, der den Anbau für die Bauern interessanter gemacht hat. 2021 gab es eine magere Ernte, weil der nasse Herbst davor Probleme bei der Aussaat bereitet hat. Die Spitzenvertreter der heimischen Landwirtschaft, voran der eben für vier Jahre wiedergewählte Landwirtschaftskammerpräsident Josef Moosbrugger, nützten diese Daten für die bevorstehende Getreideernte, um Österreichs Konsumenten zu beruhigen. Trotz des Kriegs in der Kornkammer Ukraine würden die heimischen Bäuerinnen und Bauern in Krisenzeiten für Versorgungssicherheit sorgen, wurde am Dienstag in Mold im niederösterreichischen Bezirk Horn betont.

"Herausfordendes Frühjahr"

"Wir haben ein herausforderndes Frühjahr, teils extreme Trockenheit, hinter uns", sagte Moosbrugger trotz der erwarteten Zuwächse bei der Getreideernte. Nicht alles sei aber eitel Wonne. Er verwies vor allem auf die Probleme und die finanziellen Belastungen durch die Teuerung, speziell bei Dünge- und Betriebsmittelpreisen. Die Bauern könnten sich nämlich nicht aussuchen, ob sie auf das Feld fahren.

Der Landwirtschaftskammerpräsident strich daher die Bedeutung des in der Vorwoche fixierten Anti-Teuerungspakets für die Bauern im Ausmaß von 110 Millionen Euro hervor. Das sei notwendig, "dass die Bauern in der Produktion bleiben können". Das sei die "wesentliche Botschaft", erklärte Moosbrugger.

Anlass war die 70-Jahre-Feier der LK-Technik Mold, dem Ausbildungszentrum der NÖ-Bauernkammer. Bei Weich- und Hartweizen, dem Um und Auf für Brot- und Lebensmittelproduktion, liegt der Versorgungsgrad durch heimische Bauern bei rund 80 Prozent. Der Rest kommt großteils aus den Nachbarstaaten Tschechien, Slowakei und Ungarn.

Moosbrugger betonte zugleich, dass verstärkt die Vorsorge mit agrarischen Produkten und nicht bloß die Versorgung der Bevölkerung in den Vordergrund gestellt werden müsse. Vor allem müsse auch die Politik bei den Agrarprodukten über Vorsorge reden. Also nicht nur etwa bei der Sicherstellung der Gasversorgung. Durch die Ukraine-Krise werde jedenfalls der "Wert" der Produkte für breitere Bevölkerungskreise heuer wieder stärker betont, meinte der Präsident der NÖ-Landwirtschaftskammer, Johannes Schmuckenschlager, durchaus zufrieden.

Häufige Unwetterschäden

Besonderes Kopfzerbrechen bereiten allerdings Österreichs Bauern die Folgen des Klimawandels in Form der Schäden durch Unwetter, insbesondere durch Hagel. Erst von Montag auf Dienstag haben Unwetter in Oberösterreich die Landwirtschaft in Mitleidenschaft gezogen. Allein in der heurigen Saison werden die Gesamtschäden von der österreichischen Hagelversicherung bereits mit rund zwölf Millionen Euro beziffert. Insgesamt stellen Klimawandel und Unwetter die Bauern beim Getreideanbau vor immer größere und unberechenbare Herausforderungen.