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Der Westen reagiert positiv auf die Tötung des Al-Kaida-Chefs Osama bin Laden Das sei eine "gute Nachricht", so der Tenor. In die Freudensbekundungen mischten sich aber auch Warnungen vor möglichen Racheakten.
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"Das ist ein wichtiger Erfolg im weltweiten Kampf gegen den Terrorismus", sagte Österreichs Außenminister Michael Spindelegger: "Der Tod Bin Ladens ist eine Erleichterung für viele Menschen." Der Minister warnte gleichzeitig aber aber vor allzu hohen Erwartungen im Zusammenhang mit dem Tod des Al-Kaida-Führers: "Der Terrorismus ist damit aber nicht besiegt. Wir müssen weiter wachsam sein", meinte Spindelegger.
Faymann: "Österreich ist wachsam"
"Ich hoffe, dass mit diesem Schritt das internationale Terrornetzwerk deutlich geschwächt wurde", sagte Bundeskanzler Werner Faymann zur Nachricht über den Tod Osama Bin-Ladens. "Wegen seiner Taten starben weltweit tausende Menschen. Wegen seiner Gewaltakte sind abertausende Angehörige und Freunde der Opfer in Trauer. Eine verbrecherische Ideologie wie jene von Al-Kaida ist auf das Schärfste zu verurteilen. Sie verletzt die Grundwerte der Menschlichkeit", betont der Bundeskanzler in einer Aussendung.
"Der Schutz unserer Bevölkerung gegen Terror und die Verhinderung von Anschlägen bleiben nach wie vor wichtige Aufgaben. Österreich ist wachsam", sagte der Kanzler weiter. Gemeinsam mit den anderen Staaten der EU müsse man auch die Ursachen der Entstehung des Terrors bekämpfen. "In den betroffenen Regionen müssen Demokratie und Rechtsstaatlichkeit ermöglicht sowie soziale und wirtschaftliche Verbesserungen für die Menschen erreicht werden, um damit auch den Terrorgruppen den Nährboden zu entziehen."
Die ungarische EU-Ratspräsidentschaft hat die Tötung von Al-Kaida-Chef Osama bin Laden als "gute Nachricht" bezeichnet, zugleich aber vor einer fortbestehenden Bedrohung durch den Terrorismus gewarnt. Die US-Regierung habe mit der Tötung Bin Ladens einen "bedeutenden Erfolg" erzielt, "aber das bedeutet nicht das Ende des Kampfes gegen den Terrorismus", sagte der ungarische Außenminister Janos Martonyi dem ungarischen Radiosender MR.
Auch EU-Parlamentspräsident Jerzy Buzek begrüßte die Tötung von Terrorchef Osama bin Laden: "Wir sind in einer sichereren Welt aufgewacht", heißt es in einer am Montag in Brüssel veröffentlichten Erklärung. "Obwohl der Kampf der internationalen Gemeinschaft gegen Terroristen nicht vorüber ist, ist doch ein wichtiger Schritt im Kampf gegen Al-Kaida getan worden." Dies bedeute mehr Sicherheit "für Millionen von Menschen: Christen, Muslime, all jene, die an friedliches Zusammenleben glauben."
NATO-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen hat US-Präsident Barack Obama zur Tötung von bin Laden durch ein US-Spezialkommando beglückwünscht. "Das ist ein bedeutender Erfolg für die Sicherheit der NATO-Verbündeten und aller Staaten, die sich unseren Bemühungen angeschlossen haben, die Geißel des weltweiten Terrorismus zu bekämpfen und die Welt zu einem sichereren Ort für alle zu machen", erklärte Rasmussen am Montag in Brüssel.
Rasmussen kündigte an, dass die NATO und ihre Verbündeten ihren Einsatz in Afghanistan fortsetzten, damit das Land "nie wieder ein sicherer Zufluchtsort für Extremismus wird".
"Großes Ereignis"
Das französische Präsidialamt sieht im Tod von Osama bin Laden ein "großes Ereignis im weltweiten Kampf gegen den Terrorismus". Frankreich würdige die Beharrlichkeit der USA, erklärte der Elysee-Palast am Montag in der Früh. Das Ende des Chefs der Al-Kaida bedeute aber nicht auch das Ende des Terrornetzwerkes selbst. Der Kampf müsse ohne Unterbrechung weitergeführt werden. Erst vergangene Woche waren bei einem Anschlag im marokkanischen Marrakesch 16 Menschen getötet worden, darunter acht Franzosen.
Auch Außenminister Alain Juppe warnte, dass die Gefahr von Anschlägen bestehen bleibe. "Der Kampf ist sicher noch nicht vorbei gegen die größte aller Feigheiten, den Angriff auf Unschuldige", sagte Juppe im Radio. Den Tod Bin Ladens bezeichnete er als "Sieg aller Demokratien, die gegen diese schreckliche Geißel des Terrorismus kämpfen".
Der italienische Außenminister Franco Frattini feierte den Tod des Al-Kaida-Chefs als einen "großen Sieg für die USA und für die ganze internationale Gemeinschaft" im Kampf gegen den Terrorismus. Es sei ein Sieg der freien und demokratischen Welt über das Böse, erklärte Frattini am Montag in Rom.
Merkel: "Müssen wachsam bleiben"
Mit der Tötung von Bin Laden ist den USA laut der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel ein entscheidender Schlag gegen das Terrornetzwerk Al-Kaida gelungen. "Besiegt ist der internationale Terrorismus damit noch nicht", warnte Merkel am Montag in der Früh in einer Mitteilung jedoch. "Wir alle werden wachsam bleiben müssen." Die Kanzlerin warf bin Laden vor, er habe vorgetäuscht, im Namen des Islam zu handeln, in Wirklichkeit aber die Grundwerte aller Religionen verhöhnt.
Der deutsche Außenminister Guido Westerwelle hat mit Erleichterung auf den Tod Bin Ladens reagiert. "Osama bin Laden war einer der brutalsten Terroristen der Welt", erklärte Westerwelle am Montag in Berlin. "Er hat das Leben von Tausenden unschuldigen Menschen auf dem Gewissen. Dass diesem Terroristen sein blutiges Handwerk gelegt werden konnte, ist eine gute Nachricht für alle friedliebenden und freiheitlich denkenden Menschen in der Welt."
Wie Merkel warnte Westerwelle zugleich vor Racheakten von Extremisten. "Wir müssen weiter wachsam sein, denn es geht um unsere Freiheit und um unsere Sicherheit", sagte er dem Bayerischen Rundfunk am Montag. "Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass jetzt, nachdem Osama bin Laden das Handwerk gelegt wurde, es andere Mittäter gibt, die noch einmal versuchen, ihre schrecklichen Taten in der Welt zu verbreiten."
"Großer Sieg"
Der pakistanische Premierminister Yousuf Raza Gilani hat die Tötung des Al-Kaida-Chefs als "großen Sieg" bezeichnet. "Wir werden nicht zulassen, dass unser Boden als Ausgangspunkt für terroristische Angriffe auf andere Länder genutzt wird", sagte Gilani am Montag der Nachrichtenagentur AFP. "Deshalb denke ich, dass es ein großer Sieg ist, es ist ein Erfolg, und ich gratuliere zu dem Erfolg dieses Einsatzes."
Auf die Frage, inwieweit Pakistan an den Vorbereitungen zu der US-Kommandoaktion gegen bin Laden in Abbottabad, nur 60 Kilometer von der pakistanischen Hauptstadt entfernt, beteiligt war, sagte der Regierungschef, er habe noch keine Kenntnisse über die Einzelheiten.
Karzai: "Warnschuss"
Der afghanische Präsident Hamid Karzai wertet den Tod von Al-Kaida-Anführer Osama bin Laden als einen Warnschuss für die radikal-islamischen Taliban in seinem land. "Die Taliban müssen ihre Lektion daraus lernen", sagte Karzai am Montag auf einer Pressekonferenz, die vom nationalen Fernsehen übertragen wurde. "Die Taliban sollten Kämpfe unterlassen." Die Tötung bin Ladens nannte der Präsident eine "wichtige Nachricht". Nach US-Angaben wurde bin Laden von US-Spezialeinheiten in seinem Versteck in Pakistan getötet.
Radikal-islamische Gruppen bekräftigen Kampfeswillen
Anhänger radikal-islamischer Gruppen haben nach der Tötung des Al-Kaida-Chefs Osama bin Laden ihren Kampfeswillen bekräftigt. In arabisch-sprachigen Internetforen beteuerten sie am Montag ihre Entschlossenheit, vor allem die USA und deren Präsidenten Barack Obama in ihrem Visier zu behalten. "Gott verfluche Dich, Obama", hieß es in einer der ersten Reaktionen aus islamistischen Gruppen.
"Ihr Amerikaner: es ist noch immer unser Recht, Euch den Hals abzuschneiden." Auf einer anderen Internet-Seite schrieb ein Diskussionsteilnehmer: "Osama mag getötet worden sein, aber sein Aufruf zum Jihad wird niemals sterben. Brüder und Schwestern, wartet ab, sein Tod wird sich als Segen entfalten."
"Katastrophe"
Ein Mitglied des jemenitischen Zweigs der Al-Kaida hat den Tod von bin Laden als "Katastrophe" für das internationale Terrornetzwerk bezeichnet. "Am Anfang haben wir die Nachricht nicht geglaubt", sagte das Al-Kaida-Mitglied am Montag der Nachrichtenagentur AFP in einem Telefongespräch in Aden. "Aber dann sind wir mit unseren Brüdern in Pakistan in Verbindung getreten, und sie haben die Information bestätigt." Nach Angaben des Al-Kaida-Mitglieds wollen die fusionierten saudi-arabischen und jemenitischen Sektionen der Organisation ein Treffen im Süden des Jemen abhalten, wo die Al-Kaida stark präsent ist. Im Anschluss an das Treffen solle eine Erklärung zum Fortgang des "Heiligen Krieges" nach dem Tod bin Ladens veröffentlicht werden.
Die jemenitische Regierung begrüßte unterdessen den Tod bin Ladens. Sie hoffe, dass dies der "Anfang vom Ende des Terrorismus" sei, sagte ein Regierungsvertreter in der Hauptstadt Sanaa. (apa/afp/Reuters/dpa)
Osama bin Laden ist tot
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