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Großes Potenzial in Osteuropa

Von Christine Zeiner

Wirtschaft

"Internationalisierung" heißt das neue Schlagwort der Österreich Werbung: Neben den "eingesessenen" Märkten wie vor allem Deutschland, sollen künftig verstärkt neue Länder für den Österreich-Tourismus erschlossen werden.


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Ziel sei es, das Verhältnis zwischen Nah- und Fernmärkten zu optimieren, sagte Arthur Oberascher, Chef der Österreich Werbung, am Freitag vor Journalisten. "Es sollte uns gelingen, unsere Fußstapfen auch in andere Märkte als den deutschen zu setzen", erklärte Oberascher. 45,8% des österreichischen Tourismus entfallen auf deutsche Gäste, weshalb Deutschland laut Oberascher nicht vernachlässigt werden soll. Dennoch: Die geplante "Doppelstrategie" - intensivere Bearbeitung der klassischen Märkte einerseits bei gleichzeitigem Fokus auf neue Gäste - soll die Abhängigeit von deutschen Urlaubern verringern. Mit zusätzlichen TV- und Kinowerbemaßnahmen möchte die Österreich Werbung Stammkunden halten und neue Kunden vor allem aus den EU-Beitrittsländern wie Ungarn, Polen und der Tschechischen Republik sowie aus den "Hoffnungsmärkten" wie Ukraine, China und Indien anlocken. Von insgesamt 116,8 Mill. Nächtigungen entfielen 2002 2,9% auf die osteuropäischen Staaten.

"Das Potenzial aus den Beitrittsländern ist natürlich vorhanden", sagt Egon Smeral vom Wirtschaftsfoschungsinstitut (Wifo) im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". Der Mittelstand dieser Länder sei eine wichtige Zielgruppe, denn immerhin gehe es um eine Menge potenzieller Urlauber. Zwar liege deren durchschnittliches Einkommen rund 50% unter dem EU-Schnitt, die Volkswirtschaften der Beitrittsländer würden jedoch relativ schnell wachsen. So habe Slowenien bereits fast 80% des EU-Schnitts erreicht.

Über 70% der Wertschöpfung der heimischen Tourismuswirtschaft hänge vom Erfolg der Internationalisierungsstrategie ab, sagte Oberascher. "Wir verlieren Nächtigungen aus Deutschland - wir brauchen daher die neuen Märkte. Allerdings sollte die Art der Werbung breiter angelegt sein. Es soll nicht nur in Richtung Vier- und Fünfstern-Betriebe geworben werden. Man muss auch an die mit zwei und drei Sternen denken", gibt Peter Zellmann vom Ludwig Boltzmann-Institut für Freizeit- und Tourismusforschung zu bedenken. Prinzipiell sei Imagewerbung immer gut. In den Beitrittsländern habe man aber generell andere Sorgen als jene, wo der 14-Tage-Sommerurlaub verbracht werden soll. Leistbar sei dies momentan für höhere Einkommensschichten. Zellmann sieht hier zumindest fünf, "wahrscheinlich aber zehn Jahre" verstreichen, bis der Mittelstand der Beitrittsländer ein "echtes Tourismuspotenzial für Österreich" darstellen kann. Die Zwei- Drei- und die unteren Vierstern-Betriebe stellen 85% der Tourismusunternehmen. Während diese derzeit aber einen Abschwung erleben, geht es für die höheren Kategorien aufwärts. Setze man künftig auf finanzstarke Urlauber, werde dieser Trend verstärkt werden, kommentiert Zellmann: "Die Betriebe wissen zunehmend, dass es sich auszahlt, sich um finanzkräftige Gäste der EU-Beitrittsländer zu kümmern. Aber wir können ja nicht alle Zwei- und Dreisternbetriebe vom Markt nehmen."