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Großpleite der Bäckerei Thurner Beugl gefährdet 178 Arbeitsplätze

Von Kid Möchel

Wirtschaft

Gläubigerquote kann nur mit Hilfe von Banken und Investor aufgebracht werden.


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Steinberg-Dörfl. Die 50 Jahre alte Traditionsbäckerei Thurner Beugl, bekannt für ihre süßen Feinbackwaren, steht vor dem Abgrund. 178 Mitarbeitern zittern um ihren Arbeitsplatz.

Laut AKV und Creditreform wurde am Mittwoch das Insolvenzverfahren eröffnet, da der Großbackbetrieb 8,06 Millionen Euro Schulden hat, aber das Vermögen in Höhe von 3,55 Millionen Euro mit Pfandrechten in Höhe von 3,02 Millionen Euro belastet ist. Thurner Beugl hat 3,353 Millionen Euro Schulden bei Banken und 2,122 bei Lieferanten.

Verpfändet ist die Betriebsliegenschaft mit einem Verkehrswert in Höhe von 700.000 Euro ebenso wie die Finanzanlagen (175.000 Euro), die Rohstoffe (220.000 Euro) und die offenen Forderungen gegenüber Kunden (1,7 Millionen Euro). Selbst das Bargeld in Höhe von knapp 230.000 Euro ist verpfändet. In der Kasse ist lediglich Cash in Höhe von 199,56 Euro.

 20 Prozent Quote für Gläubiger

Das Unternehmen will seinen Gläubigern 20 Prozent Quote anbieten, doch das kann die Bäckerei ohne massive Hilfe gar nicht erfüllen.

"Es ist zwar beabsichtigt, den Sanierungsplan zu einem Teil aus dem Unternehmensergebnis zu erfüllen", heißt es im Sanierungsantrag. "Es wird aber erforderlich sein, dass die finanzierenden Banken aufgrund der Aus- und Absonderungsrechte Rückstehungserklärungen abgeben." Das heißt, die Banken nehmen ihre Forderungen für einen bestimmten Zeitraum zurück, sodass diese nicht in die Quotenberechnung fallen. Laut Thurner Beugl müsste dann nur rund fünf Millionen Euro Schulden mit der Quote bedient werden. Das macht bei 20 Prozent immerhin noch eine Million Euro plus die Verfahrenskosten.

Doch diese Summe kann laut Firmenangaben nicht abgedeckt werden. "Es ist eine Zufuhr frischer Mittel erforderlich", heißt es im Antrag weiter. Da die Gesellschafter kein Geld dafür haben, wurden mit einem potenziellen Investor Gespräche aufgenommen. "Sollte die Möglichkeit bestehen, dass dieser Investor auf Basis der vorhandenen gesellschaftsrechtlichen Struktur die erforderliche Beteiligung erwirbt, ist er weiterhin daran interessiert, die Mehrheit von Thurner Beugl zu erwerben", heißt es darin weiter.

Die Insolvenzursachen

Laut Firmenangaben wurden ursprünglich 186 Mitarbeiter beschäftigt, davon wurden acht bereits gekündigt. Doch bis vor einem Jahr beschäftigte die Großbäckerei zu Spitzenzeiten viele Leiharbeitskräfte. "Thurner Beugl hat darauf vertraut, dass sämtliche Dienstnehmer, die vom Leasingunternehmen zur Verfügung gestellt wurden, auch ordnungsgemäß angemeldet sind, was auch zugesichert war", wird im Antrag festgehalten. "Im Zuge einer Prüfung der burgenländischen Gebietskrankenkasse hat sich allerdings gezeigt, dass das nicht der Fall war." Zu den Nachforderungen der GKK kamen "erhebliche Nachbelastungen" der Finanz. Man schloss Stundungs- und Ratenvereinbarungen, doch die Erhöhung der Rohstoffpreise, die geringen Margen und Probleme bei zwei Großaufträgen brachten die Liquidität ins Stocken. Auch wurde von Leasingpersonal auf Eigenpersonal umgestellt, was die Kosten erhöhte. Schlussendlich kam es zum Liquiditätsengpass und zur Zahlungsunfähigkeit.