EIne neue Umfrage zeigt: Mit guter technischer Ausstattung klappte das Lehren auf Distanz. 9 Prozent der Lehrenden hatten Probleme damit.
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Eine Lehrerin, die anonym bleiben möchte, geht mit dem Homeschooling harsch ins Gericht: Nicht nur, dass sie die Technik für das Vermitteln des Stoffs, also Smartphone, Laptop, Software, Internet-Daten-Übertragung und Telefonie, selbst stellen und finanzieren musste. Sie beschwerte sich auch über einen höheren Zeitaufwand durch das notwendige individuelle Kontaktieren von Schule, Eltern und Schülern.
Dazu übernahm sie zusätzliche Aufgaben: Sie versuchte für Schüler ohne technische Infrastruktur solche zu organisieren, kontaktierte verschiedene öffentliche Stellen, um Laptops und Internetverbindung für ihre Schüler zu erhalten - "oftmals vergebens, weil auch diese Stellen völlig überfordert waren". Der Lehrstoff musste außerdem anders aufbereitet werden, zugleich in den Unterrichtszeiten für ihre Schüler verfügbar sein. "Vor allem in den ersten Wochen war meine Arbeitszeit oft mehr als zwölf Stunden, Wochenende gab es keines."
Eine Erhebung der Bildungspsychologinnen Christiane Spiel und Julia Holzer von der Universität Wien unter Lehrenden aller Schultypen zeigt nun, dass das Gesamtbild zum Homeschooling unter den 1759 Personen, die den Online-Fragebogen ausfüllten, nicht so negativ ist wie jenes der zuvor zitierten Lehrerin: 73 Prozent kamen laut eigener Aussage mit dem Unterrichten von zu Hause aus sehr oder ziemlich gut zurecht; 9 Prozent gaben an, es habe eher oder gar nicht gut funktioniert.
Auf positiven Erfahrungen aufbauen
Jene mit guter technischer Ausstattung kamen zugleich auch mit dem Homeschooling besser zurecht: Für 81 Prozent war der Unterricht von zu Hause aus mit den eigenen technischen Möglichkeiten sehr oder ziemlich gut umsetzbar, für 9 Prozent dagegen eher oder gar nicht. Bedenken, den Stoff auch unter den anderen Bedingungen gut vermittelt zu haben, hatten die Befragten fast nur bei "Schülern mit Problemen": Da hatten fast zwei Drittel Zweifel. Deshalb wird befürchtet, dass sich Probleme von ohnehin schon benachteiligten Schülergruppen vergrößern werden.
Je positiver die Beziehung zu den Schüler und je höher die Verbundenheit, desto eher gaben Lehrpersonen auch an, dass Lernerfolge erreicht werden konnten. Außerdem seien das selbständige und selbstorganisierte Lernen wie Lehren sowie die digitalen Kompetenzen aller Beteiligten gestärkt worden. Spiel rät, dass "diese positiven Erfahrungen für künftige Lehr-Lernprozesse reflektiert und weiterentwickelt werden sollten". Das ist, wie die "Wiener Zeitung" bereits berichtete, laut der im Bildungsministerium für Digitalisierung zuständigen Sektionschefin und vormaligen Ministerin Iris Rauskala auch geplant.
Die digitale Weiterbildung und das zusätzlich während der Corona-Krise geweckte Interesse am digitalen Unterrichten mit Weiterbildung sollen weiter gestärkt werden. Dazu sollen die verschiedenen Lernplattformen zumindest an ein und dem selben Schulstandort harmonisiert werden, dabei gilt es aber die Autonomie bei der digitalen Weiterentwicklung weiterhin zu erhalten.