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Größter Markt, größte Show

Von Helmut Dité

Wirtschaft

China forciert heimische Hersteller. | Hohe Subvention für E-Antriebe. | Shanghai. China ist seit 2010 der größte Automarkt der Welt - und auch wenn die Zuwachsraten heuer etwas geringer - plus 15 statt wie im Vorjahr plus 30 Prozent - ausfallen werden: Die großen Autobauer aus Europa und den USA präsentieren zunehmend wichtige neue Modelle nicht mehr im Heimmarkt, sondern in China. Zum Beispiel jetzt auf der von heute bis 28. April für das Publikum geöffneten 14. Shanghai Auto Messe, die seit 2009 auf gigantische 13 Hallen gewachsen ist, vier weitere sind für 2013 in Bau.


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VW bringt den eigentlich als Zugpferd für den US-Markt gedachten neuen "Beetle", der den Käfer-Kult neu beleben soll. Mercedes gibt erste Blicke auf die neue A-Klasse frei. BMW stellt das 6er-Coupe, einen Hybrid-5er und einen à la Rolls Royce ausgestatteten Luxus-Mini in Shanghai vor, Chevrolet präsentiert sein neues "Weltauto" Malibu ebenfalls im mittlerweile wichtigsten Markt.

Für Europas größten Autobauer Volkswagen ist China längst der größte Einzelmarkt - seit heuer sogar größer als ganz Westeuropa zusammen. Fast 550.000 Autos haben die Wolfsburger im ersten Quartal 2011 für den chinesischen Markt produziert, mehr als ein Viertel der Gesamtproduktion und gleich sechs Mal so viel wie für die USA.

Auch für BMW und Mercedes wird China heuer der größte Einzelmarkt. Die Wachstumsaussichten sind weiter gigantisch: Erst 42 Autos kommen im boomenden Reich der Mitte auf 1000 Einwohner - in Europa sind es mehr als 500, in den USA gar 700.

Aber es gibt auch warnende Stimmen: Die chinesische Regierung, die von Anfang an darauf bestand, dass die ausländischen Hersteller nur in Joint Ventures mit chinesischen Firmen produzieren dürfen, zieht die Schrauben weiter an und subventioniert massiv die heimischen Produzenten und grüne Technologien wie den E-Antrieb. "Die Dominanz der westlichen Hersteller ist überwunden", verkündete schon selbstbewusst Dong Yang, Generalsekretär des Verbandes der Autohersteller Chinas dem deutschen "Handelsblatt".

"Chinesen können die Ausländer bald ärgern"

Auf der 14. Shanghaier Automesse sind tatsächlich bessere und schönere Autos aus China zu sehen als je zuvor: "Die einheimischen Hersteller können die westlichen Konkurrenten durchaus schon ärgern", zitiert die Zeitung den Branchenanalysten Christian Paul von der Beraterfirma Alix Partners: "Die Modelle sehen besser aus und sind auch in der Qualität deutlich vorangekommen."

In spätestens fünf Jahren werde man die Ausländer auch in der Oberklasse angreifen können. Hersteller wie Geely - das sich die Traditionsmarke Volvo einverleibt hat und die schwedische Tochter stark forciert - oder auch SAIC - das die Verkäufe des von Rover abgeleiteten Premiummodells Roewe 2010 fast verdoppeln konnte und seit kurzem mit Partner Nanjing auch ein neues MG-Mittelklasse-Modell in England produziert - wahrscheinlich auch schon viel früher.

Toyota muss Produktion auch in China kürzen

Toyota hingegen muss wegen der anhaltenden Lieferengpässe nach dem Erdbeben in Japan - nach Kürzungen in den USA und Europa - auch die Produktion in China herunterfahren. Bis zum 3. Juni würden die Autowerke - ebenso wie die im Mutterland Japan - auf halber Leistung laufen, gab das Unternehmen am Mittwoch bekannt. "Im Extremfall könnten die Produktionsraten auf 30 Prozent angepasst werden", teilte der Konzern weiter mit. Zudem soll die Sommerpause auf Ende April oder Anfang Mai vorgezogen werden.

Mindestens eine halbe Million Autos weniger als geplant dürfte Toyota heuer bauen können, heißt es - und damit ist die Weltmarktführerschaft wieder weg.