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Größtes Sony-Werk in Nitra

Von WZ-Korrespondentin Karin Bachmann

Wirtschaft
Schon jetzt befindet sich in Nitra ein großes Sony-Technologiezentrum. Foto: Sony Europe

Slowakei will weg von Image des reinen Autobau-Mekkas. | Jahresproduktion von fünf Millionen LCD-Fernsehern. | Budapest/Pressburg. Die slowakische Universitätsstadt Nitra ist kaum wiederzuerkennen: In knapp fünf Jahren hat sich die fünftgrößte Kommune des Landes - gut 100 Kilometer östlich von Pressburg - vom beschaulichen Agrar- und Messezentrum zur dynamischen High-Tech-Metropole gewandelt. Im Wesentlichen ist das Sony zu verdanken. Die Japaner beschäftigen in Nitra bereits knapp 4000 Menschen und sind damit größter Arbeitgeber in der Stadt. Jetzt setzt der Konzern noch eins drauf: Bis Sommer 2009 entsteht in Nitra die größte Sony-Produktionsstätte weltweit. Ab 2011 sollen dort fünf Millionen LCD-Fernseher pro Jahr hergestellt werden.


Die Entscheidung der Asiaten kommt gar nicht so überraschend: Zwar befindet sich die Sony-Europazentrale in Berlin. Die meisten der Sony-Töchter auf dem Alten Kontinent sind jedoch in Mittel- oder Osteuropa angesiedelt. Schon seit 1996 engagiert sich Sony in der Slowakei. Im 50 Kilometer von Nitra entfernten Trnava, das wegen der PSA Peugeot Citroen-Fabrik eher als Autostadt bekannt ist, errichtete Sony vor 12 Jahren ein Technologiezentrum, wo Komponenten für Fernsehempfänger produziert werden.

Die Produktion der LCD-Monitore wurde zunehmend nach Nitra verlagert, im April diesen Jahres eröffnete man dort dann ein weiteres Technologiezentrum. Bis Sommer 2009 entsteht in der Nähe des bestehenden Werks ein 239 Mio. Euro teurer Neubau. Dort werden weitere 2670 Mitarbeiter Bildschirmteile produzieren, die bisher aus entfernteren Produktionsstätten zugeliefert werden.

Jahnáteks Heimatregion

Mitgeholfen dürfte haben, dass sich der in Nitra geborene slowakische Wirtschaftsminister Lúbomír Jahnátek für seine Heimatregion besonders stark macht. Er will zudem, dass die slowakische Wirtschaft künftig weniger stark von der Automobilbranche abhängt, die deutlich mehr als ein Drittel zum Bruttosozialprodukt beiträgt.

Sony dominiert auch den Industriepark Nitra-Nord, der seit 2004 heranwächst und 2009 fertig sein soll. Dort siedeln sich vor allem Zulieferer des Konzerns an. Mit mehr als 200 Hektar Fläche zählt das Areal zu den größten in der Slowakei - seit Juni 2007 sind alle Grundstücke verkauft. Hinzu kommen Maschinenbauer und Baufirmen aus Frankreich, Deutschland und Dänemark. Zu den Pionieren in Nitra-Nord zählen Giesecke und Devrient. Die Deutschen produzieren hier seit Jahren Kreditkarten, etwa für die Deutsche Bank.

Insgesamt 12.000 Menschen sollen hier nach Schätzung des Developers Nitra Invest Arbeit finden. Knapp die Hälfte kann theoretisch aus dem Kreis Nitra rekrutiert werden; dort sind gut 5000 Menschen arbeitslos. Sony wiederum will 1500 Beschäftigte aus Trnava nach Nitra umsiedeln. Den Lokalpolitikern schwebt vor, Menschen zurückzuholen, die in Bratislava oder Tschechien arbeiten, weil sie in Nitra bisher keine Jobs gefunden haben. Für Rückkehrer werden sogar neue Wohnungen gebaut.

Neben dem Industriepark entsteht auf einer Fläche von zunächst 10 Hektar

ein Logistikpark. Die ersten Unternehmen sollen spätestens im Frühling 2009 einziehen. Sony wiederum errichtet auf einer Fläche von 9 Hektar ein eigenes Logistik-Zentrum für 30 Mio.

Euro.

In Kooperation mit Trnava richtet Nitra außerdem einen wissenschaftlich-technischen Park ein, der als Inkubator für Hochschulabsolventen und Jungunternehmer gedacht ist.