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Großzügig sein, Glauben schenken

Von Christina Böck

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Wenn es so etwas wie Hollywood-Adel gibt, dann ist Meryl Streep wohl die angehimmelte Oberbaronin. Vielleicht ist das der Grund, warum besonders diese Schauspielerin so stark im Kreuzfeuer der Kritik nach den Vorwürfen sexuellen Missbrauchs durch Harvey Weinstein steht. Ihr wird nämlich von einigen vorgeworfen, von den üblen Eskapaden des Filmproduzenten gewusst und nicht eingegriffen zu haben. Die Kampagne gipfelte vor wenigen Wochen in einer Posteraktion eines Künstlers. Der Mann, der sich Sabo nennt und sich als rechtskonservative Variante der Street Art-Ikone Banksy inszeniert, affichierte Plakate, auf denen Streep fröhlich feiernd am Arm Weinsteins zu sehen ist. Ihre Augen sind von einem roten Balken, wie man ihn von verfremdeten Verbrecherfotos kennt, verdeckt. Auf dem Balken steht: "She knew".

Der Aktivist gab zwar zu, dass er gar nicht wissen könne, dass Streep Mitwisserin sei, behauptete aber dennoch, dass Streep Weinstein gar "Frischfleisch geliefert" habe. Meryl Streep selbst hat sich erst jetzt ausführlicher zu den Vorwürfen geäußert. In einem Interview hat sie wieder bekräftigt, dass sie nichts mitbekommen habe: "Ehrlich gesagt, wenn es um Harvey geht: Ich habe es wirklich nicht gewusst", sagte die Mehrfach-Oscar-Preisträgerin der "New York Times". "Ich dachte, er hätte Freundinnen." Vielleicht kann man es jetzt auch einfach dabei belassen. Und der Frau einfach glauben, dass sie so naiv ist. Man glaubt es ja George Clooney auch. Gegen ihn hat sich keine Posterkampagne gerichtet. Dass er ein Mann ist und Streep eine Frau, hat aber sicher nichts damit zu tun.