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Gruber verlässt Ring als Sieger

Von Veronika Gasser

Wirtschaft

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Die Österreicher haben Angst vor Atomkraft. Das Volksbegehren gegen das AKW Temelin hat gezeigt, dass fast eine Million Bürger dieser Engergieform nichts Positives abgewinnen können. Da kam es den zwei stärksten Landesenergieunternehmen Wienenergie und EVN gerade gelegen, mittels Atomstromkeule gegen die geplante Fusion der heimischen Wasserkraft mit jener des deutschen Atomstromkonzerns E.On zu mobilisieren. EVN-Direktor Rudolf Gruber, der bei Landeshauptmann Erwin Pröll höchstes Ansehen geniesst, schaffte es, seinen Prinzipal von der Notwendigkeit zu überzeugen, dass dieser Deal unbedingt platzen müsse. Auch Karl Skyba, der mächtige Chef der Wienerstadtwerke, vermochte Bürgermeister Michael Häupl gegen das Geschäft mit E.On einzuschwören.

Dahinter steht ein jahrelanger Konflikt zwischen Gruber und seinem Pendant im Verbund, Hans Haider. "Der Kampf der beiden Alphamännchen" um die Macht in der Strombranche, wie es der Energieexperte Heinz Högelsberger auf den Punkt bringt, hat die Steuerzahler einige Millionen Euro gekostet. So war es der Verbund, der dank eines geschaßten EVN-Finanzreferenten ein großes EVN-Aktienpaket (rund 27 Prozent) für sich und seine damaligen Syndikatspartner Energie AG Oberösterreich und EStAG von einer amerikanischen Investorengruppe um, wie kolportiert wird, "recht viel Geld" erwerben konnte. Damit wollte sich das Syndikat einen Sitz und das Mitspracherecht im EVN-Aufsichtsrat sichern. Doch der Coup misslang, denn die Niederöstereicher hatten Vorkehrungen gegen solch unliebsame Eindringlinge getroffen. Dieser feindliche Übernahmeversuch durch den mächtigen Verbund war der Höhepunkt des Stromkrieges zwischen Verbund und EVN. Nachdem die Oberösterreicher ins feindliche Lager, also zur EnergieAllianz, übergelaufen waren, stand der Verbund wieder alleine da. Und Haider wurde im Ausland fündig, er gewann E.On als strategischen Partner. Doch die Stromsuppe wurde ihm von Gruber kräftig versalzen, denn diesem gelang es, via Pröll sogar den Kanzler umzupolen.

Der Verbund ist in der Frage des Strompreises zwar Sieger, denn er bekommt jetzt einen Aufschlag für Strom aus Wasserkraft, doch Haider wurde quasi demontiert. Der strahlende Sieger ist Rudolf Gruber, dessen Atomstromkeule genau ins Schwarze traf.