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Grün ist alle Theorie

Von Barbara Ottawa

Wirtschaft
Barbara Ottawa ist freie Journalistin und berichtet vorwiegend über Investitionen und Pensionskassen.

Mit nachhaltigem Umweltschutz auch noch Geld verdienen: Das klingt zu schön, um wahr zu sein - und oft ist es auch so. Manchmal lassen sich die beiden Ziele aber vereinen.


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Das Rapsöl, mit dem Autos betrieben werden könnten, nimmt anderen Nahrung weg. Windräder verschandeln die Landschaft, und Kritiker fürchten einen zukünftigen Müllberg aus ausgedienten Solarzellen. Angesichts solcher und ähnlicher Meldungen kann eine gewisse Desillusionierung in Sachen erneuerbare Energien und alternative Treibstoffe eintreten.

Auch einige Investoren in diesen Bereich sind die letzten Jahre enttäuscht worden. Wer in Aktien von Firmen im Sektor erneuerbare Energien oder anderen umweltrelevanten Themen investierte, musste teilweise niedrigere Renditen hinnehmen als andere Aktieninvestoren.

Die Erklärung liegt oft in der Größe der Unternehmen. Die meisten Firmen, die in diesen Bereichen tätig sind, sind - derzeit noch - kleine und mittlere Unternehmen, deren Aktien in Krisenzeiten typischerweise stärker von Kursschwankungen in Mitleidenschaft gezogen werden als jene großer Unternehmen.

Dazu kommt noch, dass die Auswahl von Aktien der Umwelttechnologiebranche besonders aufwendig ist, denn nicht überall, wo "bio" draufsteht, ist auch "grün" drin - wie der leidgeprüfte Konsument weiß. Aber laut einer neuen Studie des Europäischen Forums für nachhaltige Investitionen steigt die Anzahl jener Anleger, die ihr Portfolio "grün" gestalten wollen - sei es wegen des eigenen Gewissens oder aber weil Firmen, die im Bereich nachhaltiges Wirtschaften tätig sind, auch das eigene Unternehmen hoffentlich nachhaltig führen.

Anleger, die lieber nicht über Aktien diesen Bereich in ihrem Portfolio abdecken wollen, können zum Beispiel "geschlossene Fonds" beimischen. Hierbei sucht sich eine spezialisierte Investmentfirma ein Projekt, das sie finanziert und an dem sich Investoren beteiligen können, oft über einen längeren Zeitraum.

Wer also zum Beispiel trotz aller Unkenrufe an die Zukunft der Solarenergie glaubt, dem bieten Investmenthäuser wie Chorus etliche Fonds, die nur in Solarparks investieren. In Deutschland etwa ist die nachhaltige Entwicklung dieser Form der Energiegewinnung durch eine Einspeisungsgarantie ins öffentliche Netz gesichert.

Auch Windparks werden von vielen Fondsgesellschaften als gewinnbringende, zukunftsträchtige Investition gesehen. Und das, wie im Fall von BVT, teilweise schon seit Jahrzehnten, denn bereits 1989 finanzierte das Haus mit Hilfe von Anlegern den seinerzeit größten Windkraftpark Deutschlands.

Wichtig bei solchen Beteiligungen - aber eigentlich bei jeglicher Kapitalanlage - ist, dass der Anleger vom Geschäftsmodell genauso überzeugt ist wie die Investmentfirma, die von dessen Finanzierung eine Rendite erwartet.

MPC Capital etwa ist überzeugt, eine der bisher schönsten "grünen" Kapitalanlagen gefunden zu haben: ein Kraftwerk in Brasilien, das ohne viel technischen Aufwand Reishülsen verbrennt, die man nach der Reisproduktion bisher verrotten ließ, was Methangase freisetzte. Das Abfallprodukt der Verbrennung wiederum, die Reisasche, wird etwa von der Zement- oder Kunststoffindustrie gekauft und weiterverwendet.

"Das Kraftwerk beseitigt ein Umweltproblem, ist CO2-neutral und erzeugt in Brasilien dringend benötigten günstigen Strom aus der Spelze, die man nicht als Nahrungsmittel verwenden kann", zeigt sich Peter Halbschmidt, Chef von MPC Capital Austria, begeistert. "Ein Problem sind bereits bestehende Reishülsendeponien, die zu verrottet sind, um sie zu verbrennen - vielleicht findet sich da auch noch eine Lösung. Aber in erster Linie sind wir nicht darauf aus, die Welt zu retten, sondern darauf, mit guten Projekten für Anleger Geld zu verdienen."