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Grün kühlt das Klima der Stadt

Von Roland Knauer

Wissen
Wenn wie hier in Bologna Grünflächen fehlen, besteht höchste Hitzegefahr. Foto:Knauer
© © honorarpflichtig

Großstädte bilden nachts Wärmeinseln. | Hitzenächte ohne Schlaf stehen bevor.


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Berlin. Stadtplaner sollten schon heute an das Klima von morgen denken. Denn in Metropolen wie Berlin, Wien, Mailand, New York, Tokio, Casablanca, Kairo, Singapur oder Rio de Janeiro werden auch in 50 oder 100 Jahren noch Menschen in den Strukturen leben, die heute geplant werden. Dann aber wird das Klima vielen Gegenden deutlich höhere Temperaturen als heute bringen. Und die könnten viele Stadtbewohner in Zukunft um den Schlaf bringen, befürchtet der Klimatologe Dieter Scherer von der Technischen Universität Berlin (TUB).

Ein großes Problem in gemäßigten Breiten werden dann tropische Nächte sein, in denen die Temperatur nicht unter 20 Grad Celsius sinkt. Vor allem in den großen Städten werden sie in Zukunft erheblich häufiger auftreten. Dort heizt die Sommersonne an heißen Tagen den Beton kräftig auf, haben Dieter Scherer und seine Mitarbeiter gemessen: Während Freiflächen gerade einmal fünf Prozent der von der Sonne eingestrahlten Energie speichern, halten dicht bebaute Städte am Morgen erst einmal die Hälfte der Wärme fest, später sinkt dieser Wert auf 25 bis 30 Prozent.

Nachts aber strahlen die Wände die am Tag gespeicherte Energie wieder ab und verhindern so die kräftige Abkühlung nach Sonnenuntergang. "In extremen Situationen sind die Nächte im Stadtzentrum acht Grad wärmer als im Umland", erklärt Scherer. Großstädte bilden daher Wärmeinseln in der sonst kühleren Nacht. Der Unterschied zwischen einer Nacht mit 17 Grad und ruhigem, erholsamem Schlaf und schlaflosen 25-Grad-Nächten ist aber oft enorm.

Die Parks und Grünflächen einer Stadt speichern erheblich weniger Wärme. Obendrein verdunsten sie viel Wasser und kühlen dabei relativ stark ab. Diesen Effekt messen Dieter Scherer und seine Gruppe auch auf begrünten Dächern, die daher darunter liegende Räume gut kühlen. Vertrocknen aber die Pflanzen auf dem Dach, heizt es sogar stärker als Beton auf und wird zur Hitzefalle.

Größer als Fußballplatz

Das Gleiche gilt für die Parks und Grünflächen. Solange sie genug Wasser haben, kühlen sie nachts mitten in der Wärmeinsel Stadt kräftig aus. Von einem Park profitieren in tropischen Nächten aber nur die unmittelbaren Anwohner. Die Verantwortlichen sollten daher bei Stadtplanungen viele Grünflächen gleichmäßig im Häusermeer verteilen. Mit wenigstens einem Hektar sollten solche Parks die Dimensionen eines Fußballplatzes übertreffen.

"Blockieren Gebäude den Wind, spürt man von der kühlen Nachtluft in den Grünanlagen wenig", erklärt TUB-Forscher Scherer weiter. Die bei Stadtplanern beliebten breiten Frischluftschneisen sind zwar aus Sicht des Klimatologen sehr sinnvoll, bringen aber in solchen Nächten nur wenig Kühle in die Stadt, da der Weg vom Umland einfach zu weit ist. Viel besser sind da eine unterschiedlich hohe Bebauung oder viele Parks mit Gruppen von Bäumen und Büschen und vielen Wiesen. Dann stößt der Wind immer wieder auf Hindernisse, Luftwirbel bilden sich und ziehen auch kühle Luft aus der Höhe in Richtung Boden.

Wenn der Klimawandel die Temperaturen vor allem in der Großstadt steigen lässt, sollten die Stadtväter aber auch an ausreichende Wasservorräte denken. Denn die Sommer sollen eher trockener werden. Und dann könnte Wasser knapp werden, mit dem in Zeiten der Dürre das Stadtgrün feucht gehalten werden muss. Verdorren aber die Parks, heizen sie stärker als Beton auf, und nachts könnte die Wärmeinsel Großstadt zur Hitzeinsel werden.

Technische Kühlsysteme

In wärmeren Weltgegenden werden zusätzlich zu den Nächten auch die Tage zunehmend zum Hitzeproblem. Neben kühlenden Parks mildern auch enge Gassen mit viel Schatten die Hitze, erklärt der TUB-Klimatologe Fred Meier. Allerdings werden Schadstoffe aus dem Straßenverkehr schneller zum Problem.

Da Bäume nicht nur Schatten spenden, sondern auch noch Wasser verdunsten, kühlen sie sich und die unmittelbare Umgebung kräftig ab. Welche Bäume den stärksten Effekt haben, wird gerade von verschiedenen Forschern, zu denen auch Fred Meier gehört, untersucht. Allein aber reichen diese Maßnahmen noch nicht. Zur Kühlung von Gebäuden werden technische Kühlsysteme immer wichtiger, die möglichst wenig Energie verbrauchen.