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Grundlose Angst vor EU-Neulingen

Von WZ-Korrespondent Wolfgang Tucek

Europaarchiv

Bulgaren und Rumänen schon vor EU-Beitrittausgewandert. | Kritik an Arbeitsmarkt-Abschottung. | Straßburg. Seit einem Jahr sind Bulgarien und Rumänien in der Europäischen Union. Doch ihre Arbeitsmärkte haben die meisten restlichen 25 Mitgliedsstaaten für die EU-Neulinge geschlossen - aus Sorge vor einer massiven Zuwanderungswelle.


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Diese ist laut einer Studie der NGO European Citizen Action Service (ECAS) unbegründet. Die meiste Auswanderung aus Bulgarien und Rumänien habe bereits vor den EU-Beitritten stattgefunden und sei vor allem in die traditionellen Zielländer Griechenland, Italien, Spanien und Portugal erfolgt.

Die EU-Länder sollten sich nicht vor der Erweiterung fürchten, sagte ECAS-Direktor Tony Venables. Denn weiterhin lebten nur etwa zwei Prozent der Europäer nicht in ihrem Heimatland; die Verteilung über die EU werde immer ausgeglichener. Die Zahl der Auswanderer aus den neuen Mitgliedsstaaten habe sich schon vor dem Beitritt Rumäniens und Bulgariens Ende 2006 auf gut 625.000 stabilisiert. Davon lebten rund 50.000 oder sieben Prozent in Österreich und 34 Prozent allein in Großbritannien, das für Rumänien und Bulgarien prompt Zulassungsbeschränkungen verhängte.

Dabei ortet die ECAS-Studie für Bulgarien nur an die 50.000 Auswanderungswillige, lediglich 13.000 wollten das Land unmittelbar nach dem Beitritt und überhaupt nur 1000 für immer verlassen. Rumänien fehlen indes bereits heute schon 300.000 Arbeitskräfte im Bausektor. 2,5 Millionen oder zwölf Prozent der Gesamtbevölkerung haben sich seit 1990 ins Ausland verabschiedet.

Rückgang seit 2004

Für Österreich zeigt der Report einen Rückgang der Netto-Einwanderung - Zuwanderung minus Abwanderung - seit 2004. Waren im Jahr 2005 fast 8400 Menschen aus den neuen Mitgliedsstaaten beschäftigt, lag die Zahl zuletzt bei knapp 6500. Und trotz akutem Fachkräftemangel halte das Land weiterhin Zugangsbeschränkungen aufrecht, lautet die Kritik. So führe etwa das anhaltende Fehlen von lizenziertem und leistbarem Pflegepersonal zu massiver illegaler Beschäftigung.

Immerhin hat Österreich 2007 laut AMS mehr als 7000 Arbeitnehmer aus den neuen Staaten aufgenommen. Davon waren neben den traditionell stark vertretenen Polen und Ungarn auch gut 1000 Rumänen.

Voll geöffnet haben ihre Arbeitsmärkte bisher Schweden, Finnland, Polen, Tschechien, die Slowakei, Slowenien, Zypern und die drei baltischen Staaten.