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Kampf gegen "Parkpickerl-Mythen" und Fahrrad-bedingter Buslinien-Schließung.
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Wien. Zuerst hat Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou in einem Offenen Brief an die ÖAMTC-Mitglieder die "haarsträubenden Unwahrheiten und Mythen" dementiert, die der Autofahrerklub über die Ausweitung des Parkpickerls in Hietzing und Währing verbreitet hatte. Jetzt rittert Grün-Gemeinderat Christoph Chorherr gegen "Zeitungsenten und Desinformation" im Zusammenhang mit dem möglichen Aus für die Buslinie 1A zugunsten eines Radweges - und das, obwohl es ein magistratsinternes Schreiben gibt, das dieses Projekt bestätigt.
Aber der Reihe nach: Demnächst werden die Anrainer von Hietzing und Währing darüber befragt, ob sie in ihrem Bezirk die Parkpickerl-Ausweitung befürworten. Der ÖAMTC hatte kürzlich seine Mitglieder in Währing in einem Brief aufgefordert, dagegen zu votieren. Rund 9000 Mitglieder - fast ein Viertel der stimmberechtigten Währinger - seien kontaktiert worden, bestätigt Bernhard Wiesinger, Chef der ÖAMTC-Interessenvertretung. Der Grund: Die geplanten Parklimits würde Gästen das Besuchen von (pflegebedürftigen) Anrainern unmöglich machen bzw. wird auch befürchtet, dass Ordinationen, Kanzleien oder Geschäfte wegen des Parkpickerls ihre Kundschaft verlieren könnten.
In einem Offenen Brief an alle Währinger und Hietzinger verwies Vassilakou darauf, dass das Zeitlimit drei Stunden betrage und das nur wochentags zwischen 9 und 19 Uhr. Außerdem würde gerade die Parkraumbewirtschaftung dafür sorgen, dass Kunden in der Nähe von Ordinationen, Kanzleien oder Geschäften Parkplätze finden, so Vassilakou.
Unterdessen wurde in der Innenstadt die zweite politische Baustelle aufgerissen: Laut einem Bericht in "Österreich" soll die Autobuslinie 1A eingestellt werden, weil dort ein Radweg entstehen soll. Grün-Gemeinderat Christoph Chorherr dementierte das am Donnerstag heftig und sprach von Falschmeldungen: "Die Busverbindung war nie gefährdet und bleibt klarerweise erhalten", so Chorherr.
"Werden dort nicht fahren"
Bei den Wiener Linien sieht man das aber anders: "Die Habsburgergasse ist furchtbar eng und wenn das so kommt, wie es geplant ist, werden wir dort sicher nicht mehr fahren", sagte ein Sprecher der Wiener Linien zur "Wiener Zeitung". Ein fixer Radstreifen gegen die Einbahn würde nämlich die Fahrbahn erheblich verengen und damit die Sicherheit der Verkehrsteilnehmer gefährden. Nachsatz: "Wenn man Platz für Radfahrer braucht, dann muss das auf Kosten des restlichen Straßenquerschnitts gehen", meinte der Sprecher - und damit wohl die Gehsteige.
Und eine andere Route ist für die Wiener Linien ausgeschlossen. "Bei den vielen kleinen Gassen und Einbahnen ist das schwer möglich." Auch kleinere Busse einzusetzen wäre keine Lösung: "Bei uns liegen die Busse ja nicht in einem Baukastensystem herum, um sie je nach Gasseneigenschaften einsetzen zu können", so der Sprecher. Außerdem gebe es beim 1A einen Transportbedarf, der abgedeckt werden müsse.
Sieht eigentlich nicht gut aus für den 1A - oder den Gehsteig, zumal es einen eindeutigen magistratsinternen Auftrag für das Projekt gibt, in dem es wörtlich heißt: "(...) das Radfahren in der Habsburgergasse soll als Probestrecke bis 31. Oktober 2013 eingerichtet werden, es sind 10km/h festzusetzen und die baulichen Maßnahmen, wie in der Untersuchung des KFV vom Dez. 2012 beschrieben, umzusetzen. Die MA 28 wird ersucht, diese Maßnahmen so rasch als möglich auszuführen (...)" Im Rathaus bestätigt man die Richtigkeit des Schreibens bzw. des Bauvorhabens, verweist allerdings darauf, dass in dem Auftrag nichts über die Einstellung der Buslinie zu lesen ist.
Und das ist auch die Argumentationslinie von Christoph Chorherr, der im Gespräch mit der "Wiener Zeitung" noch einmal nachdrücklich betonte: "Bevor sich die Menschen zu Tode fürchten: Nein, der Bus wird nicht eingestellt." Konkretes wollte Chorherr dazu aber nicht sagen, weil es sich hier um "interne Prüfgeschichten" handle, die man nicht über die Medien austragen wolle. "Vielleicht wird es ja auch eine andere Gasse. Es gibt eben viele Varianten - und ich gebe zu, alle sind schwierig", so Chorherr.
"Buslinie bleibt"
Auf den konkreten schriftlichen Auftrag angesprochen, meinte der Politiker, dass glücklicherweise nicht die Behörden zu entscheiden haben, ob ein Bus fährt oder nicht, sondern die Politik. Das Schreiben sei eben eine Möglichkeit von vielen, über die man noch reden müsste. "Und ich wiederhole mich: Wenn es tatsächlich so ist, dass der Bus mit einer Radspur nicht fahren kann, dann wird das so nicht kommen."