Die Wiener Grünen setzen auf Arbeitszeitverkürzung. Nur durch die gerechtere Verteilung, erklärt Arbeitsmarktsprecherin Monika Vana, könnten mehr Arbeitsplätze entstehen. Die Grünen wollen damit eine Gegeninitiative zur Debatte über die Arbeitszeitverlängerung, die von Industriellenvereinigung und Wirtschaftskammer losgetreten wurde, starten.
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Die Arbeitszeitverkürzung ist für Vana ein Lenkungsinstrument, um die bestehende Arbeit besser zu verteilen. Die Gemeinderätin ist überzeugt, dass davon Frauen stark profitieren würden. Nicht nur die Arbeitnehmer hätten Verbesserungen zu erwarten, sondern auch die Arbeitgeber. Denn neueste Studien würden bestätigen, dass die Produktivität bei einem 8-Stunden-Tag und einer 32-Stunden-Woche am größten ist. Doch so weit wollen sich die Wiener Grünen noch nicht hinauswagen.
Im Gemeinderat wurde von ihnen ein Antrag eingebracht, der eine Untersuchung über die Einführung der 35-Stunden-Woche im öffentlichen Dienst fordert. Allein die Stadt Wien beschäftigt derzeit mehr als 60.000 Menschen. Die 35-Stunden-Woche hätte somit Signalwirkung.
Arbeitszeit-Richtlinie
Entrüstet zeigt sich Vana über die ausgeklügelte Kampagne für die Abschaffung der Überstundenzuschläge und Arbeitszeitverlängerung von Industriellenvereinigung und Wirtschaftskammer: "Die Strategie der beiden Lobbyverbände zielt nur auf eines: Mehr arbeiten für viel weniger Geld." Und auf längere Sicht wäre auch das Überstundenpauschale gefährdet.
Als Argumentationshilfe benützen die Verbände die Arbeitszeitrichtlinie der EU, die Ende des Jahres beim EU-Ministerrat beschlossen werden soll. Diese sieht für ein Jahr eine mögliche Verlängerung der Arbeitszeit auf 48 Stunden vor. In Österreich ist das derzeit nur über vier Monate hindurch erlaubt. Vana geht davon aus, dass die Richtlinie in Österreich Gesetz wird. Dies hätten sich die Koalitionspartner im Regierungspapier vorgenommen.
Dabei sei dies rechtlich gar nicht notwendig, kritisiert die Grüne Arbeitsmarktexpertin. Denn die EU-Richtlinie definiere nur Mindeststandards für jene Länder, in denen die Arbeitszeiten schlechter sind. Da Österreich eine bessere Regelung habe, dürfe diese bestehen bleiben.
Unverständlich empfindet Vana das Schweigen der Gewerkschaft. "Die Schläferpartie scheint sich mit dem Vorstoß der Wirtschaft schon angefreundet zu haben." Es sei zu befürchten, dass das Arbeitszeitgesetz im nächsten Jahr ohne großen Widerstand geändert wird. Entsprechende Signale gebe es bereits aus der SPÖ.