Der erste Abgeordnete mit Behinderung, der die Anliegen selbst im Nationalrat vertrat, ist verstorben.
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Nur wenige Tage nach dem Tod seiner Frau Annemarie Srb-Rössler ist am 8. Jänner auch Manfred Srb im Alter von 80 Jahren gestorben. Srb war von 1986 bis 1994 mit bei den ersten grünen Abgeordneten im österreichischen Parlament. Sozialminister Wolfgang Mückstein zeigte sich in einer Aussendung tief betroffen über das Ableben von Manfred Srb: "Er hat die Anliegen von Menschen mit Behinderungen in Österreich durch tatkräftigen Einsatz vorangetrieben wie kaum jemand anderer. Diese Spuren werden erhalten bleiben." Srb habe als Parlamentarier unter anderem maßgeblich dazu beigetragen, dass ein einheitliches und bedarfsgerechtes Pflegegeld auf den Weg gebracht wurde.
Aktionismus in den 1990er-Jahren
Der Sozialminister weist darauf hin, dass das Ehepaar Srb-Rössler in den 1990er-Jahren mit Gleichgesinnten in einen zehntägigen Hungerstreik in der Säulenhalle des Parlaments trat. Mit Erfolg: Mit dem Bundespflegegeldgesetz wurden frei verfügbare Zuschüsse für Pflege- und Assistenzleistungen geschaffen. "Beide Persönlichkeiten haben in unvergleichlicher Weise zur Fortentwicklung der Behindertenpolitik und zur Stärkung der Menschenrechte in Österreich beigetragen", unterstrich Mückstein in der Aussendung.
Auch die Klubobfrau der Grünen, Sigrid Maurer, und Heike Grebien, Behindertensprecherin der Grünen, würdigten die Leistungen Srbs: "Manfred Srb hat als erster selbst Betroffener im Hohen Haus für die Behindertenpolitik in Österreich völlig neue Perspektiven eröffnet. Er hat wichtige Pionierarbeit geleistet und war ein großer Kämpfer für die Gleichstellung von Menschen mit Behinderung", so Maurer. Er und seine Frau hätten "das Verständnis von Behindertenpolitik als Menschenrechtspolitik geprägt und damit revolutioniert", sagt Grebien.
Bizeps verweist auf "legendäre" Antrittsrede
Vor seiner Zeit im Parlament war Srb als Sozialarbeiter in Wien tätig und engagierte sich jahrzehntelang in Behindertenorganisationen. Er war Mitbegründer des Club Handicap und auch im ÖZIV, dem Bundesverband für Menschen mit Behinderung, aktiv.
Danach engagierte sich der Grüne von 1994 bis 2017 ehrenamtlich bei Bizeps – Zentrum für Selbstbestimmtes Leben, viele Jahre davon im Vorstand. Der Verein würdigte auf seiner Homepage unter anderem seine legendäre Antrittsrede "Hohes, allzu Hohes Haus", in der er am 29. Jänner 1987 unter anderem auf die Schwierigkeiten für Menschen mit Behinderung, sich politisch wie andere zu engagieren, hinwies: "Mein Leben besteht darin, hin aufblicken zu müssen, immer auf Hilfe angewiesen zu sein. Hohes Haus! Es war mir jetzt kein Triumph,
zum Rednerpult oder neben das Rednerpult
heruntergetragen werden zu müssen."
"Prägend und für die folgenden Jahrzehnte wegweisend war sein Verständnis, dass Behindertenpolitik als Menschenrechtspolitik zu leben ist", heißt es von Seiten Bizeps. "Diesem Prinzip folgend setzte er sich für Inklusion und Partizipation ein, obwohl diese Worte damals noch gar nicht in Verwendung waren." (red)