Spanien will Auflagen für E.On-Endesa mildern. | Minister-Wechsel könnte ein Grund für Einlenken sein. | Barcelona. Nun scheint die Übernahme des spanischen Energieversorgers Endesa durch den deutschen Branchenersten E.On doch möglich. Die spanische Regierung gibt den Widerstand auf und wahrt zugleich das Gesicht.
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Das Thema hat die Beziehungen in Europa belastet. Der Düsseldorfer Strom- und Gasversorger E.On hat im Februar den spanischen Ex-Monopolisten Endesa übernehmen wollen. Die spanische Regierung versuchte die Übernahme zu blockieren. Am Dienstag sprachen auch die deutsche Kanzlerin Angela Merkel und der spanische Ministerpräsident José Luis Rodriguez Zapatero bei ihrem Treffen in Meersburg am Bodensee über die blockierte Übernahme.
Ein "Happy end" scheint nun unmittelbar bevorzustehen. Nach Informationen spanischer Medien sollen einige der von der Regulierungsbehörde erteilten Auflagen deutlich abgeschwächt werden. Demnach darf E.On zumindest 50 Prozent des Reaktors Asco I behalten und somit auch Atomstrom auf der iberischen Halbinsel produzieren. Auch die Kohlekraftwerke und die Anlagen auf den spanischen Inseln müssen die Düsseldorfer nicht mehr wie zuvor gefordert verkaufen.
Gentlemans Agreement
Als Gegenleistung ist von einem "Gentlemans Agreement" seitens E.On die Rede. Die Spanier erwarten einen freiwilligen Verzicht auf einige der Vermögensteile Endesas, vor allem in Lateinamerika. Andere Forderungen sind politischer Natur. So würden die regierenden Sozialisten gerne eine ihnen nahe stehende Führungskraft an der Spitze Endesas sehen. Die Industriepolitik ist in Spanien sehr stark politisiert. Beim gegenwärtigen Präsidenten Manuel Pizarro handelt es sich noch um ein "Relikt" aus der Regierungszeit der Konservativen.
Regierungssprecher Fernando Moraleda machte zuvor noch einmal deutlich, dass die Regierungen keineswegs einen Pakt über diese Frage aushandeln werden, da es sich nach EU-Recht um eine rein unternehmerische Entscheidung handele. Die EU-Kommission hatte im April ein Vertragsverletzungsverfahren gegen Spanien eingeleitet nachdem diese die nationale Energiebehörde mit Sonderrechten ausgestattet hatte um ausländische Übernahmen abzublocken. Diese legte daraufhin einen Katalog von 19 Auflagen vor, die Eon zu erfüllen habe.
Ein Grund für das Einlenken der Spanier könnte auch der Wechsel an der Spitze des Industrieministeriums sein. Der bisherige Industrieminister José Montilla kämpfte für eine innerspanische Fusion zwischen Endesa und Gas Natural mit Sitz in Barcelona. Montilla legte vor kurzem sein Amt nieder. Er bewirbt sich im November um das Amt des katalanischen Ministerpräsidenten. Sein Nachfolger, der ehemalige Bürgermeister Barcelonas Joan Clos, übernahm diese Woche das Amt und trat in Meersburg erstmals international in Erscheinung. Mit dem Entgegenkommen macht sich die Regierung nicht nur Freunde. Heftige Kritik erntet sie bereits aus der rechtsliberalen Presse. So schreibt die Wirtschaftszeitung "Expansión", dass sich sicherlich nun ganz Europa bewusst ist, "dass wir eine unberechenbare und stümperhaft agierende Regierung haben".
Zahlen und Fakten:
Der Düsseldorfer E.On-Konzern ist mit einem Umsatz von 56 Mrd. Euro einer der größten Stromversorger der Welt. Endesa ist mit einem Umsatz von 18 Mrd. Euro der größte Stromversorger in Spanien , darüber hinaus auch stark in Lateinamerika vertreten. Eine Übernahme durch E.On ergäbe den weltweit größten Stromversorger mit 50 Millionen Kunden, einem Umsatz von 75 Mrd. Euro und 107000 Beschäftigten in 30 Ländern.
Der katalanische Gasversorger Gas Natural , nur halb so groß wie Endesa, hatte im August 2005 ein Übernahmeangebot vorgelegt, das die Zustimmung der spanischen Regierung fand. Das E.On-Angebot von 29 Mrd. Euro liegt allerdings um ein Fünftel über dem Angebot aus Barcelona. E.On-Vorstandsvorsitzender Wulf Bernotat rechnet allerdings mit Gesamtkosten von 55 Mrd. für die Übernahme. Sie wäre damit die größte in der deutschen Geschichte.