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In seiner umjubelten Antrittsrede am 20. Jänner hat der neue amerikanische Präsident Barack Obama seine Zuhörer davor gewarnt, dass es bei allem guten Willen auch Schwierigkeiten und Rückschläge geben werde. Als eine seiner ersten Maßnahmen nach dem Einzug ins Weiße Haus kündigte er die Schließung des umstrittenen Gefangenenlagers Guantanamo an, eine der schwierigsten Erbschaften, die ihm sein Vorgänger George W. Bush hinterlassen hat.
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Am Tag als der einst strahlende Gouverneur von Kalifornien, Arnold Schwarzenegger, seine Budgetpläne durch das Ergebnis einer Volksabstimmung in den Rauchfang schreiben konnte, musste auch Barack Obama im Senat eine empfindliche Niederlage einstecken. Nur sechs Senatoren - von 96 die an der Abstimmung teilnahmen - stimmten für die Bereitstellung der 80 Millionen Dollar, die Obama zur Schließung Guantanamos braucht. Der Präsident muss auch seinen eigenen Parteifreunden erst überzeugend klarmachen, was mit den Insassen des Lagers geschehen soll. Dass kaum jemand die Terrorverdächtigen haben will, die Amerika unter der Bush-Regierung in aller Welt unter teils fragwürdigen Umständen eingesammelt hat, ist Obamas Dilemma.
So wie - mit wenigen Ausnahmen - die meisten Europäer keine Freude mit der Vorstellung haben, Gefangene aus Guantanamo aufzunehmen, wollen die Amerikaner die Insassen ihres Gefangenenlagers in Kuba auch nicht auf ihrem Staatsgebiet haben.
Dass just zu dem Zeitpunkt, in dem Obama auch von seinen eigenen Parteifreunden im Kongress getestet wird, Details eines Pentagon-Berichts an die Öffentlichkeit kommen, wonach jeder siebente der bisher 534 aus Guantanamo Freigelassenen wieder militant aktiv geworden oder sich dem Terrorismus verschrieben hat, ist für den Präsidenten auch nicht gerade hilfreich. Auch wenn mancherseits die Zahlen aus dem Pentagon auf große Skepsis stoßen.
Und dazu kommt noch die Nachricht von der Verhaftung von vier Männern, die angeblich Anschläge auf eine Synagoge in New York und Flugzeuge in den USA geplant haben. Da denken viele gleich wieder an den 11. September 2001, als die USA brutal mit dem tödlichen Terror konfrontiert waren.
Barack Obama wird viel Fingerspitzengefühl nötig haben, um aus dieser Guantanamo-Krise unbeschadet herauszukommen. Einerseits muss er die weltweit begrüßte Absicht, Guantanamo zu schließen, über die Bühne bringen und den ramponierten Ruf seines Landes, dem Guantanamo mehr geschadet hat als vieles andere, wieder herstellen. Auf der anderen Seite muss er aber sicherstellen, dass die Amerikaner nicht das Gefühl haben, hier stehe ihre Sicherheit auf dem Spiel.