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Guatemala: Für Präsident Colom wird die Luft dünner

Von WZ-Korrespondentin Christine Leitner

Politik

Videobotschaft sorgt für politischen Zündstoff. | Guatamala Stadt. Nach dem Auftauchen eines Videos, in dem ein ermordeter Anwalt post mortem den guatemaltekischen Staatspräsidenten Alvaro Colom eines Mordkomplotts und der Geldwäscherei bezichtigt, befindet sich Guatemala in der ärgsten Politkrise seit dem Ende des Bürgerkriegs im Jahr 1996.


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Der Anwalt Rodrigo Rosenberg Marzano wurde am vergangenen Sonntag auf einer Hauptstraße mitten in Guatemala Stadt von drei Fahrzeugen verfolgt und schließlich neben zahlreichen Sonntagsspaziergängern mit drei Schüssen in Kopf und Brust niedergestreckt. Wenige Stunden nach seiner Ermordung brachte eine Videobotschaft Rosenbergs den Präsidenten Álvaro Colom und einige seiner engsten Mitarbeiter bereits in Bedrängnis. "Wenn Sie dieses Video sehen, bin ich tot, ermordet von Präsidenten Álvaro Colom unter Mithilfe seines Privatsekretärs und mit voller Zustimmung von seiner Frau Sandra Colom", sagt Rosenberg am Beginn seines Videos, das er am 6. Mai, vier Tage vor seinem gewaltsamen Tod, selbst aufgezeichnet hatte. Als Grund für seine Ermordung nennt der vierfache Familienvater sein Insiderwissen über illegale Geldgeschäfte, in die unter anderem der Staatspräsident und dessen Frau verwickelt sein sollen.

Nur wenige Stunden, nachdem die Videobotschaft über die guatemaltekischen Medien verbreitet wurde, machten hunderte Guatemalteken in mehreren Großdemonstrationen ihrer Empörung vor dem Präsidentenpalast Luft. Die Demonstranten skandierten "Gerechtigkeit für Guatemala" und forderten den Rücktritt Coloms, den sie lautstark als Mörder bezeichneten.

Staatsanwalt zu Besuch

Unter dem Druck der Öffentlichkeit wurde bereits der Hauptsitz der guatemaltekischen Bank Banrural, die laut Rosenberg für das Waschen von Drogengeldern verantwortlich sein soll, nach Beweismaterial durchsucht. Für eine schiefe Optik sorgte gleich zu Beginn seiner Ermittlungstätigkeit der oberste Staatsanwalt Amílcar Velásquez, als er in den frühen Morgenstunden beim Verlassen der Privatresidenz Coloms von Journalisten überrascht wurde. Zudem wurde bekannt, dass die mit dem Fall ursprünglich betraute Staatsanwältin Claudia Munoz die Verlobte des Pressesprechers Coloms ist. Um eine Einflussnahme des Präsidenten auf das anhängige Gerichtsverfahren zu verhindern, wird der Kriminalfall nun von der "Internationalen Kommission gegen die Straflosigkeit in Guatemala" (CICIG) untersucht.

Deren Präsident, der Spanier Carlos Castresana, legte dem Präsidenten Colom nahe, sich ab sofort aus dem Verfahren völlig herauszuhalten. Zur Unterstützung einer unabhängigen Untersuchung befinden sich indessen auch bereits Spezialisten des FBI in der Hauptstadt Guatemalas.

Trotz der angespannten Lage und dem immer lauter werdenden Ruf nach seinem Rücktritt versucht Colom nach außen hin Gelassenheit zu demonstrieren. "Mein Herz ist rein", beteuerte der Präsident vor laufenden Kameras, und stellt die Anschuldigungen Rosenbergs als Versuch dar, das Land zu destabilisieren. Zunehmend in die Enge getrieben zeigt Alvaro Colom jedoch auch Nerven. In einer Pressekonferenz vor in- und ausländischen Journalisten bezeichnete er das Video Rosenbergs als "Schweinerei" und bekräftigte, dass er nicht freiwillig zurücktreten werde: "Um mich als Präsidenten loszuwerden, müsste man mich schon umbringen".