US-Klage gegen Portillo wegen Veruntreuung.
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Guatemala-Stadt. Bis zu 20 Jahre Haft drohen dem guatemaltekischen Ex-Präsidenten Alfonso Portillo, der seit dem Wochenende - bereits zum dritten Mal in seiner umstrittenen Politkarriere - auf der Flucht vor der Justiz ist. Gegen ihn war auf Ansuchen der USA Haftbefehl erlassen worden.
Portillo soll während seiner Präsidentschaft (2000-2004) Staatsgelder in Höhe von rund 115 Millionen Dollar unterschlagen und auf ausländische Konten haben. Darunter auch eine Zuwendung der taiwanesischen Botschaft in Höhe von 2,5 Millionen Dollar, die für den Ankauf von Schulmaterial bestimmt war.
Geldwäsche-Verdacht
Das plötzliche Interesse der US-Justiz an Portillo lässt sich dadurch erklären, dass der Politiker seine illegalen Geldtransfers über die International Bank of Miami und die Citibank in New York abgewickelt haben dürfte. "Portillo hat die Staatskasse Guatemalas zu seinem privaten Bankomaten umfunktioniert", konstatiert der US-Staatsanwalt Preet Bharara. "Wenn jemand unsere Banken dazu missbraucht, Geld zu waschen, dann werden wir ihn zur Verantwortung ziehen."
Es ist nicht das erste Mal, dass Portillo ins Visier der Staatsanwaltschaft geriet. Bereits zwei Mal konnte Portillo seinen Kopf aus der Schlinge ziehen und einer Verurteilung entgehen. Im Jahr 1982 erschoss Portillo, damals Dozent für Rechtswissenschaften in Mexiko, zwei Studenten. Er tauchte bis zur Verjährung seines Verbrechens unter und trat erstmals 1995 als Kandidat der rechtsgerichteten Republikanischen Front Guatemalas (FRG) zu den Präsidentschaftswahlen an, blieb vorerst allerdings erfolglos. Im Jahr 2000 gelang ihm schließlich der Sprung an die Staatsspitze. Wenige Tage nach Ablauf seiner Präsidentschaft setzte sich der heute 68-Jährige über Nacht in das benachbarte El Salvador und von dort nach Mexiko ab. Einem Auslieferungsantrag Guatemalas gab Mexiko erst im Jahr 2008 statt. Seitdem befand sich der rechtsgerichtete Ex-Politiker in Erwartung seines Prozesses in Guatemala unbehelligt auf freiem Fuß.