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Im westafrikanischen Guinea haben die Militärmachthaber die Streitkräfte wegen einer angeblichen Bedrohung aus den Nachbarländern in den Alarmzustand versetzt. An den Grenzen zum Senegal, zu Guinea-Bissau und zu Liberia seien feindliche Truppen aufmarschiert, teilte die Junta am Sonntag mit.
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Die Einheiten seien "zum Angriff auf Guinea" bereit und würden von Drogenbanden finanziert. Oppositionspolitiker und Gewerkschaftsvertreter sagten der Nachrichtenagentur AFP dagegen, die angebliche Bedrohung sei ein leicht zu durchschauendes Ablenkungsmanöver der Staatsführung vor den im Herbst anstehenden Wahlen.
Der Verteidigungsminister habe die Soldaten entlang der Grenze in Alarmbereitschaft versetzt, erklärte der Nationalrat für Entwicklung und Demokratie (CNDD), die Junta-Organisation Guineas. Hinter den feindlichen Einheiten stünden Drahtzieher des Drogenhandels, deren Bekämpfung sich die Junta verschrieben habe. Westafrika ist Drehkreuz für Kokainlieferungen aus Lateinamerika, die von hier aus weiter nach Europa geschmuggelt werden.
Opposition und Gewerkschaften zogen die Darstellung der Junta in Zweifel. "Das ist ein Ablenkungsmanöver, auf das niemand hereinfallen wird", sagte ein Vertreter aus der Zivilgesellschaft, der namentlich nicht genannt werden wollte. Ein Oppositionspolitiker, der ebenfalls anonym bleiben wollte, sagte, die Junta wolle mit der Aktion lediglich ihre Macht vor den Wahlen untermauern. Im Oktober sollen die Menschen in Guinea nach dem Wunsch der Junta ein neues Parlament wählen und im Dezember über einen neuen Präsidenten abstimmen. Der CNDD unter Führung von Hauptmann Moussa Dadis Camara hatte sich im Dezember vergangenen Jahres an die Macht geputscht.