Präsidentenwahl soll Ära der Diktaturen beenden. | Kampagnen der Kandidaten von Gewalt überschattet. | Conakry/Wien. Blutige Zusammenstöße überschatten die Kampagnen zur Präsidentenwahl in Guinea. Bei Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und Polizei starben in dem westafrikanischen Land zwei Menschen, Dutzende wurden verletzt. Augenzeugen berichteten, dass Polizisten in der Hauptstadt Conakry das Feuer eröffneten, nachdem Demonstranten Steine auf sie geworfen hatten.
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Bei den Protestierenden handelte es sich um Anhänger von Ex-Premier Cellu Dalein Diallo, der in einer Stichwahl gegen den langjährigen Oppositionspolitiker Alpha Conde antritt. Die Demonstranten hatten gefordert, dass der Leiter der Wahlkommission ausgetauscht wird. Kurz nach den blutigen Auseinandersetzungen wurde ihre Forderung erfüllt. Zum neuen Chef der Wahlkommission wurde der Malier Siaka Toumani Sangare ernannt. Mit dessen Ernennung kann sich auch das Lager von Conde anfreunden.
Damit sollte der letzte Stein aus dem Weg geräumt sein, damit die schon mehrmals verschobene Stichwahl am Sonntag endlich stattfinden kann. An die Wahl werden große Erwartungen geknüpft. Sie soll eine Wende in der Geschichte Guineas markieren und den Übergang zur Demokratie ebnen. Das trotz reicher Bauxit-Vorkommen bitterarme Land kannte seit seiner Unabhängigkeit von Frankreich 1958 nur diktatorische Regime, Unterdrückung und Korruption.
Der erste Wahlgang im Juni war noch friedlich verlaufen, doch danach wurde die Stimmung immer explosiver. Es kam zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen den Anhängern der beiden Stichwahl-Kandidaten Diallo und Conde. Im Hintergrund standen dabei auch ethnische Konflikte zwischen den Peul und Malinke, den beiden größten Ethnien des Landes. Diallo ist ein Peul, Conde ein Malinke.
Nun ist fraglich, ob das Lager des Verlierers der Stichwahl die Niederlage akzeptieren wird. Favorit ist jedenfalls Diallo. Er erhielt im ersten Wahlgang 43 Prozent, Conde nur 18 Prozent der Stimmen.
Unklar ist auch die zukünftige Rolle des Militärs. Es hat zwar die Wahl initiiert und angekündigt, sich in Zukunft einer demokratischen Regierung unterzuordnen. Doch manche Beobachter fürchten, dass die Armee der wahre Machthaber im Land bleibt.