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Schon Sonntagabend wurde die Entscheidung bekannt gegeben · Montagvormittag der neue Mann präsentiert: Der SPÖ-Parlamentarier und Landesgeschäftsführer der SP-NÖ Alfred Gusenbauer, seit | Kindesbeinen an Sozialdemokrat, wechselt von St. Pölten in die Löwelstraße und wird neuer Bundesgeschäftsführer, um die SPÖ "zu einer Oppositionspartei" umzubauen.
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Der bisherige "Partei-Manager" Andreas Rudas zeigte sich für seinen Abgang zum Magna-Konzern bereit und übergibt seine Agenden dem 39-jährigen Parlamentarier, will jedoch Gusenbauer in den
nächsten Wochen noch weiter zur Seite stehen, um den Wechsel "harmonisch zu vollziehen".
Gusenbauer, der nach eigenen Angaben "erst gestern" (Sonntag, Anm.) von SP-Chef Viktor Klima gebeten worden war, die Funktion zu übernehmen, sprach von einer "nicht einfachen Aufgabe". Besonders im
administrativen Bereich werden "enorme Abschlankungen" zugunsten des politischen Bereichs notwendig sein.
Für die SPÖ werde es künftig allein nicht ausreichend sein, ihre Kern- und Stammwählerschichten zu vertreten. Man müsse auch jene ansprechen, "die noch nie die SPÖ gewählt haben". Dabei denkt
Gusenbauer an jüngere Menschen und höhere Bildungsschichten im urbanen Bereich.
Gusenbauer: SPÖ zu Opposition umbauen
Die Zeit der Opposition werde die SPÖ "dazu nützen, ihr Profil wieder zu schärfen und neue politische Attraktivität zu gewinnen", betonte Gusenbauer.
Der "Veränderungselan" der Partei sei in den vergangenen Jahren verloren gegangen, diesen gelte es, wieder herzustellen.
Einer Kooperation mit der FPÖ oder der ÖVP erteilte Gusenbauer eine Absage, diese sei "derzeit nicht sinnvoll". Wenn es um das Verhindern der FPÖ in einer Regierung geht, sei die SPÖ "auch jetzt noch
bereit". Die Sozialdemokratie habe auch bisher alles Mögliche getan · bis hin "zur Selbstaufgabe". Jetzt liege die Entscheidung allerdings bei Bundespräsident Thomas Klestil, so Gusenbauer.
Gusenbauer wartet auf ein offenes Mondfenster
Und weiter: "Wenn sich allerdings ein Mondfenster auftut, um die FPÖ zu verhindern, werden wir aufspringen". Und in Richtung Bundespräsident: "Die SPÖ hat Klestil noch keinen einzigen Wunsch
abgeschlagen", so Gusenbauer, der keinesfalls "zu den Oppositionseuphorikern gehört" und seine Partei nach wie vor gerne in der Regierung sehen würde.
In der Opposition will der neue Bundesgeschäftsführer allerdings eine alternative zur künftigen österreichischen Bundesregierung finden und diese den Menschen präsentieren · und auf die
nächsten Nationalratswahlen hinarbeiten. Die SPÖ sei "immer dann erfolgreich, wenn sie die Partei der Veränderung und der Reformen ist".
Völlig falsch wäre es, "sich jetzt einzubunkern", betonte der Neo-Bundesgeschäftsführer. Sollte es zu einer schwarz-blauen Regierungskoalition kommen, werde man "die intensive Auseinandersetzung"
suchen.
Gusenbauer, der in den nächsten Tagen seinen 40. Geburtstag feiert, wird sein Nationalratsmandat behalten, um so die Schnittfläche zwischen Partei und Parlamentsklub enger zu gestalten.
Reaktionen
Für den Geschäftsführer der SPÖ Burgenland, Norbert Darabos, ist die Designierung Gusenbauers "eine sehr gute, richtungsweisende und vor allem logische Entscheidung". Gusenbauer sein ein
politischer Kopf, habe aber auch die organisatorischen Fähigkeiten, die stärkste Partei Österreichs zu managen.