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Gut essen macht Schule

Von Anja Stegmaier

Wirtschaft
Die Schulkantinenbetreiber Anna und Paul Strobach mit Hahn Hubert in ihrem Garten in Kärnten.
© Daniel Sostaric

Anna und Paul Strobach betreiben seit sechs Jahren eine Schulkantine in Kärnten. Die Corona-Krise hat auch sie schwer getroffen. Nun wollen sie ihre Erfahrungen und gesunde Ernährung in viele weitere Schulen bringen.


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Leberkässemmel, Nussschnecke, Eistee - das klassische Schulbuffet hat sich in den vergangenen Jahren stark verändert. Auch, weil der Ganztagesbetrieb zugenommen hat. Gesetzlich sind Schulen mit Ganztagesbetrieb verpflichtet, ein Mittagessen zur Verfügung zu stellen. Das darf aber auch nicht zu viel kosten. Im Durchschnitt kostet ein Essen von großen Zulieferern 2,50 bis maximal 4 Euro. Wer da selbst frisch und gesund kochen will, hat es nicht einfach, weiß Anna Strobach.

Dabei lieben Kinder alles, was warm und frisch ist, erzählt die Kärntnerin. Am Mittagessen verdiene man aber nichts, ein Schulbuffet verdient an den Jausen, Getränken und an Süßigkeiten in Automaten, weiß die ausgebildete Agrarökologin. Sie betreibt seit sechs Jahren mit ihrem Mann Paul, einem Sozialpädagogen, eine Schulkantine in Kärnten. "Wir durften bei unserem Standort bis zu 5 Euro pro Essen verlangen, weil auch auf Bio Wert gelegt wurde. Preise von 2,50 Euro schaffen aber nur Großküchen, die große Mengen kaufen und dann tiefgekühlt anliefern", sagt Strobach. Für einen kleinen Gastronomen sei das nicht zu schaffen. "Wir lieben beide gutes Essen und kochen gerne. Die Idee, eine Art Café, Jausenlokal oder Büffet aufzumachen, hat uns schon lange umgetrieben. Die Ausschreibung für das Schulbuffet war genau das, was unser beider Ansatz verbindet: Gutes Essen für junge Menschen und Bewusstseinsbildung am Schulbuffet", sagt Strobach.

Schulkantinenbetreiber von Corona-Hilfen ausgenommen

Doch die Corona-Krise hat auch die beiden schwer getroffen. Gut die Hälfte der Schultage gab es keinen Präsenzunterricht. Von den 850 Schülern im Alter von 10 bis 18 Jahren waren oft nur 10 vor Ort. "Das war wirtschaftlich eine sehr schwere Zeit. Als Schulkantine haben wir das große Pech, von den Umsatzersatzhilfen ausgenommen zu sein, weil es in Schulen kein Betretungsverbot gibt", so Strobach. Die Schule habe kulanterweise die Pacht für den Zeitraum erlassen. Mit Ende des Schuljahres hören die beiden aber tatsächlich mit dem Kantinenbetrieb auf.

Das habe mit Corona zu tun aber auch mit einer Umorientierung. "Mein Traum war es, gutes Essen an viele Schulen zu bringen. Das haben wir nicht geschafft, weil unser Konzept eine Frischküche umfasst und die findet man in vielen Schulen in Kärnten nicht vor", erzählt Strobach. Die beiden erhielten viele Anfragen von Schulen, die sich Ähnliches gewünscht hätten, doch die Infrastruktur vor Ort ließ das nicht zu. Teilweise gebe es in Schulen mit 500 bis 1.000 Schülern keine Räumlichkeiten für das Essen.

Die neue Mission der Gastronomin: Sie und ihr Mann bringen ihre Erfahrungen zu Papier. Das Buch über gesunde und nachhaltige Gemeinschaftsverpflegung soll als Copy-Paste-Konzept für andere Betreiber und Schulen dienen. Außerdem lässt sich Strobach zur Beraterin für Gemeinschaftsverpflegung ausbilden und gründete mit den Facebook-Seiten "Zukunft Essen" und "Gutes Schulessen für alle" Plattformen zum Austausch.

"Ich bin sehr gerne Unternehmerin", sagt Strobach. Mit frischen Ideen würde das Ehepaar auch wieder eine Kantine betreiben, aber als Sozialunternehmen. Wenn nur aus wirtschaftlichen Gründen eine Schulkantine betrieben wird, wird es kein hochwertiges Essen geben, gibt Strobach zu bedenken.

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