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Annähernd 70 Prozent der jobsuchenden Jugendlichen, die sich an das Arbeitsmarktservice (AMS) wenden, stammen aus Zuwandererfamilien. Um diese Zielgruppe besser anzusprechen, ließ das AMS eigene Comics anfertigen - und das ging in einem Fall völlig daneben: Eine Story, in der einer jungen Muslimin - Yasmin - das Medizin-Studium ausgeredet wird, musste nach scharfer Kritik zurückgezogen werden. Zu Recht.
Yasmin erklärte dort ihren Freunden im Shopping-Center, sie wolle künftig "jeden Tag die neuesten CDs" kaufen, sobald sie Zahnärztin ist. Ihre Freunde raten ab: Die Ausbildung dauere zu lange. Da müsse sie noch zwölf Jahre warten, bis sie sich täglich CDs leisten kann. Besser sei es, Zahntechnikerin zu werden. Das gehe schneller.
Freilich: Damit verdient sie auch weniger. Die Botschaft, die vermittelt wurde: Wozu sich große Ziele stecken, wenn man schon früher CDs haben kann. Konsumsucht und Studienzeit sind ein Argument gegen höhere Bildung. Darüber hinaus mutet der Comic wie ein Zweifel darüber an, ob Frauen mit Kopftuch die Ausbildung zur Zahnärztin überhaupt schaffen.
Alles sei ein Missverständnis, erklärt nun das AMS: Dass sich Jugendliche schon rechtzeitig über ihren Berufswunsch informieren sollten, habe man vermitteln wollen. Über die scharfe Kritik sollte sich das AMS aber nicht wundern. Studien und Umfragen belegen die vielen Jobprobleme und Vorurteile, denen Migranten und speziell Frauen mit Kopftuch begegnen. Hier müsste man gerade bei der Kommunikation sensibler sein.