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Wintersteiger ist Marktführer beim Skiservice. | Inspiration durch die Nachbarn und die Berge. | Spezialisierung auf Nischen als Erfolgsrezept. | Wien. Die erste Station beseitigt die Kratzspuren des letzten Winters. Dann werden der Belag und die Kanten geschliffen, schlussendlich die Bretter mit Wachs beschichtet. Und wie neu geboren ist der Ski aus der vergangenen Saison. An die 65 Paar bearbeitet der futuristische Skiserviceautomat der Wintersteiger AG pro Stunde. Die Geräte des oberösterreichischen Traditionsbetriebes kommen nicht nur bei Sporthändlern weltweit zum Einsatz, sondern auch bei den ÖSV-Ski-Rennläufern und Skispringern.
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"Wir sind durch einen geografischen Zufall ins Skigeschäft gekommen", erzählt Markus Piber, Vorstand des 1953 gegründeten Betriebes. Der Skihersteller Fischer, ebenfalls in Ried im Innkreis ansässig, klopfte in den 1960er Jahren an die Tür. Er war auf der Suche nach einer Produktionsmaschine, um die aus Holz bestehenden Skier automatisch - statt wie bisher manuell - herstellen zu können. So kam es, dass die Firma Wintersteiger, die eigentlich Landwirtschaftsmaschinen erzeugte, mit Holzschneide- und Schleifmaschinen in den Skiservicebereich einstieg.
Letzterer zählt mit einem Jahresumsatz von rund 43 Millionen Euro mittlerweile zu den Zugpferden der Oberösterreicher. Man sei rechtzeitig auf einen Trend aufgesprungen, der in den 90er Jahren von Frankreich ausging, erzählt Piber. Er spricht vom Skiverleihgeschäft, das mittlerweile auch hierzulande boomt. Wer sich heute in Österreich, der Schweiz oder den USA eine Skiausrüstung ausborgt, wird früher oder später auf Wintersteiger treffen.
Weltweit 65 Prozent Marktanteil
Mit 65 Prozent Marktanteil sind die Oberösterreicher weltweiter Marktführer bei Ausrüstungen für Skiservice und -verleih.
Welche Strategie steckt hinter dem Erfolg? "Wir haben immer versucht, herauszufinden, was die Bedürfnisse der Kunden sind und uns auf Nischen spezialisiert", erklärt der Wintersteiger-Vorstand. Eine große Rolle spielen dabei Innovationen. So produziert Wintersteiger nicht etwa landläufige Sä- und Erntemaschinen für Landwirtschaftsbetriebe, sondern ausschließlich für Firmen, die mit Saatgut forschen. Die integrierte Software und GPS-Systeme in den bis zu vier Meter hohen und 10 Meter langen Parzellenmähdreschern und -sämaschinen informieren detailgenau über die Feuchtigkeit der Körner sowie über die Stellen, wo welches Korn eingepflanzt wurde und gefruchtet hat.
Software wird immer wichtiger
Die Software spielt auch im Skiverleihgeschäft zunehmend eine Rolle. "Wenn sich Hobbysportler Ski, Stöcke oder Schuhe ausborgen, wollen sie diese so rasch wie möglich bekommen", erklärt Piber. Deshalb entwickelte Wintersteiger ein selbstbedienbares Ski-Verleihterminal, das mittlerweile in vielen pistennahen Sportgeschäften aufgestellt ist. Der Kunde tippt Daten wie Gewicht, Körpergröße, Fahrkönnen oder Markenpräferenz in einen Computer ein und bekommt anschließend einen Ausdruck mit einem Barcode. Der Verkäufer an der Kassa muss dann nur mehr das zugewiesene Paar aus dem Depot holen.
Apropos Depots. Auch diese werden von Wintersteiger hergestellt. Mit ihren hohen Schiebetüren erinnern sie an Bibliotheks-Archive. Der Unterschied zu vielen Mitbewerbern: In den Aufbewahrungskästen werden die Schuhe auf Heizstäben automatisch gewärmt, Helme desinfiziert. Jene Depots an den Liftstationen, in denen die Skifahrer über Nacht ihre Ausrüstung unterstellen können, lassen sich einfach mit der Liftkarte versperren und öffnen.
Auch wenn Wintersteiger sein Geld vor allem im Ausland verdient - 85 Prozent der Maschinen gehen in 130 Länder der Erde -, das größte, oft verborgene Kapital, steckt in der Heimat, weiß Piber: Der gute Kontakt zum Skihersteller im Ort war der Türöffner in eine erfolgreiche Nische. Die Berge in der Umgebung haben inspiriert. In der Produktionszentrale Ried im Innkreis sind es die rund 450 Mitarbeiter, die für die gewünschte Qualität sorgen.