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Gut versorgt

Von Rosa Eder-Kornfeld

Wirtschaft

Die österreichischen Weizenbestände reichen bis in den Sommer. Wird es dennoch eng, könnte man "umschichten".


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Zu Beginn der Coronapandemie wurden hierzulande die Supermärkte nicht nur wegen Toilettenpapiers gestürmt. Auch bei Grundnahrungsmitteln kam es zu Hamsterkäufen. Die Sorge vor einem Engpass war groß, doch völlig unbegründet, da kein wirklicher Mangel vorhanden war. Der Krieg in der Ukraine hat erneut Ängste vor einer Lebensmittelknappheit ausgelöst. Die Nachbarn in Deutschland horten laut Medienberichten bereits wieder Mehl, Nudeln und Speiseöl.

Hintergrund: Die Ukraine und Russland sind wichtige Lieferanten von Agrarrohstoffen wie Getreide, Ölsaaten und Mais. So deckten die beiden Länder zusammen bisher 29 Prozent der weltweiten Weizenexporte ab.

Kein Grund zur Sorge

Es besteht aber kein Grund zur Sorge, dass es bald leere Regale gibt. "Österreich ist sehr gut aufgestellt und kann sich bei fast allen Grundnahrungsmittel gut selbstversorgen", heißt es aus dem Büro von Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger auf Anfrage der "Wiener Zeitung". Dennoch habe das Ministerium einen Krisenstab eingerichtet, der sich mit der Gewährleistung der Versorgung mit Lebensmitteln, aber auch mit Betriebsmitteln auseinandersetze.

Eines der wichtigsten Grundnahrungsmittel ist Getreide. Das "tägliche Brot" ist für viele ein fester Bestandteil der Ernährung. Am häufigsten wird Weizenmehl verwendet. Der Selbstversorgungsgrad - das Verhältnis der Inlandsproduktion zum inländischen Gesamtverbrauch - beträgt in Österreich bei Weizen laut Statistik Austria 87 Prozent. Zuletzt (2020) wurden 1,52 Millionen Tonnen Weizen produziert und 1,75 Millionen Tonnen verbraucht. Rund 892.000 Tonnen wurden exportiert. "Österreich produziert einen hohen Anteil an sehr guten Weizenqualitäten, die mengenmäßig über den Bedarf hinausgehen", so das Landwirtschaftsministerium. 1,183 Millionen Tonnen Weizen wurden importiert, allerdings kamen keine nennenswerten Mengen aus der Ukraine oder Russland. 37 Prozent des Weizens wurden in Mühlen weiterverarbeitet und gingen in die Nahrungsmittelproduktion. An zweiter Stelle lag Futter mit rund 30 Prozent, gefolgt von der industriellen Verwertung mit 27 Prozent. So wird aus Weizen etwa Bioethanol hergestellt, das als alleiniger Treibstoff verwendet oder normalem Benzin beigemengt wird.

Laut Ministerium reichen die aktuellen Lagerbestände bei Weizen bis in den Sommer. Im äußersten Krisenfall könnte man Umschichtungen vornehmen, in dem etwa kein Ethanol mehr produziert und der Weizen vorrangig für die Nahrungsmittelproduktion eingesetzt würde. "Exportbeschränkungen für Getreide wie in Ungarn sind daher derzeit nicht angedacht", heißt es.

Noch keine Hamsterkäufe

Der Lebensmittelhandel beobachtet derzeit zwar eine verstärkte Nachfrage nach Mehl, Teigwaren und Speiseölen, von Hamsterkäufen wie zu Beginn der Coronapandemie könne aber keine Rede sein, betont Christian Prauchner, zuständiger Branchenvertreter in der Wirtschaftskammer. Eventuell erwarteten die Verbraucher steigende Preise. Das ist nicht von der Hand zu weisen, denn die Lebensmittelhersteller sind mit stark gestiegenen Energie- und Agrarrohstoffpreisen konfrontiert. Wie stark in der Folge die Lebensmittelpreise steigen werden, könne man seriöserweise nicht sagen, sagte die Geschäftsführerin des Fachverbands der Lebensmittelindustrie, Katharina Koßdorff, vor Journalisten.

Im Februar verteuerten sich in Österreich Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke im Schnitt um 4,3 Prozent. Überdurschnittlich stark - um 5,9 Prozent - stiegen die Preise für Brot und Getreideerzeugnisse. Milch, Käse und Eier insgesamt kosteten um 3,0 Prozent mehr, Öle und Fette sogar um 12,9 Prozent. Fleisch verteuerte sich um 3 Prozent.

Bei Fleisch und Milch gibt es hierzulande eine Überversorgung. So wurden 2020 insgesamt 910.000 Tonnen Fleisch erzeugt und 809.000 Tonnen verbraucht. Daraus ergibt sich ein Selbstversorgungsgrad von 112 Prozent. Differenziert nach Fleischsorten zeigt sich ein hoher Importbedarf bei Geflügel, wo der Selbstversorgungsgrad nur 77 Prozent beträgt. 145 Prozent sind es hingegen bei Rinder- und Kalbfleisch. Hier wird deutlich mehr exportiert als importiert.

2020 wurden von der heimischen Landwirtschaft 3,8 Millionen Tonnen Rohmilch erzeugt. Daraus entstanden unter anderem 1,18 Millionen Tonnen Konsummilch (Trinkmilch, Joghurt, Sauer- und Buttermilch etc.). Fast die Hälfte davon ging in den Export.

Bei Eiern betrug der Selbstversorgungsgrad 90 Prozent. 2,16 Milliarden Eier wurden im Jahr 2020 produziert, 2,4 Milliarden verbraucht. Pro Kopf waren es 236 Stück.