2021 war ein guter Sommer für den heimischen Tourismus - auf den ersten Blick. Während der Südwesten bei Urlaubern punkten konnte, mangelte es im Nordosten an Geschäftsreisenden.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 2 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
"Der letzte Sommer war sehr schön", lautet ein Liedtext, und das beschreibt auch die Bilanz des heimischen Sommertourismus. "Der österreichische Tourismus ist auf dem Weg aus der Corona-Krise und hat im August 2021 einen neuen Nächtigungsrekord erreicht", hieß es von Statistik-Austria-Chef Tobias Thomas. Tourismusministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) ortete "ein starkes Lebenszeichen der heimischen Branche".
Dennoch ist nicht alles wieder gut im heimischen Tourismus, so gibt es deutliche Unterschiede zwischen Wien, Niederösterreich und Oberösterreich einerseits und dem Südwesten andererseits.
"Zwei wichtige Gründe für die touristische Flaute in Wien sowie die negativen Spillover-Effekte auf Niederösterreich sind die ausbleibenden Fernreisenden", analysiert Wifo-Experte Oliver Fritz.
Das sieht Walter Straßer, Unternehmenssprecher des Wien Tourismus, ebenso: "Im Städtetourismus haben wir eine ganz andere Ausgangssituation. Es fehlt an internationalen Gästen, Asien und die USA fallen derzeit komplett weg. In den zehn Jahren vor Corona waren aber gerade die Gäste aus den Fernmärkten für das starke Wachstum prägend." Auch der Kongresstourismus, auf den normalerweise jede achte Nächtigung in Wien entfällt, beginne erst langsam wieder Fuß zu fassen.
Dies bestätigt auch Susanne Kraus-Winkler, Obfrau der Hotellerie in der Wirtschaftskammer Österreich (WKO): "Derzeit sind Kongresse mit 3.000 Teilnehmern schon groß, früher waren 10.000 bis 15.000 üblich. Sogar die Experten sind noch nicht sicher, wie es hier weitergehen wird."
Business-Gäste fehlen
Zudem fehlen die Geschäftsreisenden in der Ostregion, erläutert die Hotellerie-Obfrau. Die Firmen seien hier noch sehr restriktiv, wer zu Sitzungen anreisen dürfe. Ein Drittel aller Business-Gäste fehle weltweit und komme womöglich auch nicht mehr zurück.
Ausgelassen haben auch die Bustouristen, so Kraus-Winkler. Ob das Geschäft hier jemals wieder so anspringt wie vor der Krise, ist ebenfalls ungewiss.
"Es wird sicher Verschiebungen geben", so die Expertin. Immerhin hätten die inländischen Gäste im Sommer viel abgefangen, freut sie sich. So verzeichnete Niederösterreich "ein hauchdünnes Plus" bei den Nächtigungen im August. Dies könnte aber ein nur kurzfristiger Effekt sein. So meint Oliver Fritz vom Wifo: "Inlandstouristen suchten heuer einen Ersatz für ihr eigentliches, aber unter diesen Umständen nicht bereistes Haupturlaubsziel im Ausland. Das liegt eben dann im Süden, in Kärnten, der Steiermark, dem Burgenland." Und der Westen habe von deutschen und niederländischen Gästen profitiert. Positiv versucht es Wien-Tourismus-Sprecher Walter Straßer zu sehen: "Die durchschnittlichen Zimmerpreise haben kaum nachgegeben, das ist schon einmal ein gutes Zeichen."
Wann ist alles wieder gut?
Ende 2021 erhofft man sich in Wien eine schwarze Null bei Nächtigungen und Umsatz, wenn alles gut geht mit der Pandemiebekämpfung im In- und Ausland. Erst 2023/24 rechnet Straßer mit Ankünften wie vor Corona. 2024/25 vermutet man international die Rückkehr der Großveranstaltungen mit ihren langen Vorlaufzeiten, so WKO-Obfrau Kraus-Winkler. Wifo-Experte Fritz nennt es scherzend "die Eine-Million-Euro-Frage" und meint: "Könnte ich die Pandemie voraussehen, würde ich sagen, 2023 könnten wir das Niveau von 2019 annähernd erreichen." Zuerst werden jedenfalls die europäischen Gäste zurückkehren, dann jene aus den Fernmärkten, sind sich alle einig.