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Gute Chancen für Stronach in Kärnten

Von Wolfgang Zaunbauer

Politik

Im nächsten Landtag könnten sechs statt bisher vier Parteien sitzen.


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Wien.

Sechs gewählte Parteien in einem Landtag - das gab es in Österreich noch nie. Nach dem 3.März könnte das in Kärnten der Fall sein, denn laut einer aktuellen Umfrage des Klagenfurter Humaninstituts unter 650 Kärntnern würden neben den schon bisher im Landtag vertretenen - FPK, SPÖ, ÖVP und Grünen - auch das BZÖ und das Team Stronach den Einzug in den Landtag schaffen. Vor allem Stronach-Spitzenkandidat Gerhard Köfer überrascht mit Spitzenwerten.

Es scheint, als habe Frank Stronach mit dem Spittaler Bürgermeister Gerhard Köfer auf das richtige Pferd gesetzt. Wäre am kommenden Sonntag Landtagswahl, so käme das Team Stronach Kärnten auf zwölf Prozent - acht Prozentpunkte mehr als noch im September, zwei mehr als das BZÖ und vier mehr als die ÖVP. Bei einer Landeshauptmann-Direktwahl käme Köfer mit 18 Prozent gar auf Platz drei hinter Amtsinhaber Gerhard Dörfler und SPÖ-Landeschef Peter Kaiser.

Bei genauerer Betrachtung überraschen Köfers gute Werte allerdings nicht: Seit 15 Jahren ist er Bürgermeister von Spittal an der Drau, mit jeweils ziemlich eindeutigen Ergebnissen bei der Bürgermeisterdirektwahl in Kärntens viertgrößter Gemeinde. Köfer gilt als umgänglich und dürfte als ehemaliges Kärntner SPÖ-Urgestein sicher den einen oder anderen Rot-Wähler anlocken. Gleichzeitig profitiert Köfer natürlich vom allgemeinen Umfrage-Hoch Stronachs.

Die acht Prozentpunkte, die das Team Stronach gegenüber September zulegt, gehen vor allem auf Kosten von FPK und SPÖ, die beide vier Prozentpunkte verlieren. Zwar bleiben die Freiheitlichen knapp vor der SPÖ, doch die Skandale der letzten Monate hinterließen deutliche Spuren: Gegenüber der Landtagswahl 2009 haben die Kärntner Blauen rund 15 Prozentpunkte eingebüßt.

Bei der Landeshauptmannfrage ist Amtsinhaber Dörfler aber die klare Nummer eins. Ihm und auch Köfer attestieren die Wähler vor allem soziale Kompetenz, während Peter Kaiser hier nur ein "Genügend" bekommt. Dafür wird dem SPÖ-Chef, der vielen als zu farblos gilt, mehr Lösungskompetenz zugetraut als Dörfler. Hier liegt übrigens ÖVP-Landesrat Wolfgang Waldner mit "Sehr gut" vorn - auch wenn die Kärntner Schwarzen insgesamt ziemlich abschmieren.

ÖVP verliertan allen Fronten

Mit acht Prozent wäre man gegenüber der Wahl 2009 fast halbiert. Auch bei der LH-Direktwahl wäre Waldner chancenlos. Die Ursachen für die miesen Umfragewerte sind mannigfach: Zum einen tut sich die Volkspartei in Kärnten traditionell schwer. Dazu kam der Korruptionsskandal um Ex-Parteichef Josef Martinz. Zwar ist die Partei um einen Neustart bemüht, allerdings schlägt sich das nicht in den Umfragen nieder. Das liegt sicher einerseits daran, dass Waldner noch relativ unbekannt ist und andererseits Parteichef Gabriel Obernosterer zuerst einen parteiinternen Machtkampf gegen Martinz-Anhänger in den Bezirken ausfechten musste.

Am Sonntag hat sich Obernosterer durchgesetzt: Ex-Landesgeschäftsführer Thomas Goritschnig tritt aus allen politischen Ämtern zurück, nachdem ihm Obernosterer entgegen dem ausdrücklichen Wunsch der Bezirkspartei Klagenfurt-Land ein Antreten bei den Landtagswahlen untersagt hatte.

Dem Führungsduo Waldner/
Obernosterer bleiben noch vier Monate, um die ÖVP auf Vordermann zu bringen. Angesichts der zu erwartenden Sechs-Parteienlandschaft im Kärntner Landtag wird ihr allerdings kaum mehr die Rolle des Königsmachers zuteil werden, wie in den letzten drei Jahren. Überhaupt dürfte die politische Konsensfindung auf dem ohnehin schwierigen Pflaster Kärnten mit sechs Parteien nochmals erschweren.