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Gute Gründe für ein Profiheer

Von Josef Cap

Gastkommentare
Josef Cap ist Klubobmann der SPÖ.

Für einen Systemwechsel beim Bundesheer gibt es militärische, volks- und betriebswirtschaftliche, gesellschafts- und europapolitische Gründe.


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Am 20. Jänner 2013 hat Österreich die Chance, für einen Systemwechsel beim Bundesheer zu stimmen. Für diesen Systemwechsel gibt es militärische, volks- und betriebswirtschaftliche, gesellschafts- und europapolitische Gründe: Aus militärischer Sicht gibt es seit dem Ende des Kalten Krieges für Österreich keine konventionellen militärischen Bedrohungen mehr. Die aktuellen Herausforderungen für das Bundesheer - Cyberkriminalität, Terrorismusbekämpfung, Auslandseinsätze, Katastrophenschutz - fordern Spezialistentum mit höchster Professionalität. Grundwehrdiener mit zwei Monaten Ausbildung und vier Monaten Dienstzeit können diesen heutigen Anforderungen nicht mehr entsprechen. Daher ist die Wehrpflicht aus militärischer Sicht überholt.

Die Wirtschaftswissenschafterin Gudrun Biffl hat in ihrer Studie "Implikationen eines Freiwilligenheeres für den österreichischen Arbeitsmarkt" sehr ausführlich dokumentiert, dass die allgemeine Wehrpflicht auch aus volks- und betriebswirtschaftlicher Sicht überholt ist. So bedeutet die allgemeine Wehrpflicht Verlust an Lebenseinkommen, beruflichen Perspektiven, hohen volkswirtschaftlichen Kosten und ein Hemmnis für eine positive Wirtschaftsentwicklung in unserem Land.

Biffl hat vorgerechnet, dass der Grundwehrdienst jeden jungen Mann 77.000 Euro kostet. Außerdem entgehen der österreichischen Volkswirtschaft jährlich mehrere Millionen Euro an Wertschöpfung, weil Arbeitskräfte ineffizient eingesetzt werden, zu spät ins zivile Berufsleben einsteigen und Qualifikations- und Weiterbildungschancen verpassen. Darüber hinaus verursacht die Wehrpflicht beim Bundesheer einen hohen finanziellen und bürokratischen Aufwand, der mit einem Profi-Heer entfallen würde.

Neben den militärischen und volkswirtschaftlichen Gründen, die für eine Abschaffung der Wehrpflicht sprechen, sind es die gesellschaftspolitischen Gründe: Verschwindend gering ist der Frauenanteil beim Bundesheer - gerade einmal zwei Prozent. Logisch, da die Wehrpflicht nur für junge Männer gilt. Durch ein Profiheer könnte sich dieser Berufszweig daher auch für Frauen weiter öffnen und die derzeit verkrusteten Strukturen aufbrechen. Laut einer Ifes-Studie könnten sich mehr als 20.000 Frauen eine Karriere beim Bundesheer vorstellen. Die Hälfte davon sind Frauen, die Matura- oder Hochschulabschluss haben.

Auch mit Blick auf die kommenden geburtenschwachen Jahrgänge ist es wichtig, Frauen mit einzubeziehen. Es ist längst an der Zeit, ein System zu errichten, das Chancengleichheit schafft und sowohl Frauen und Männern eine Zukunft beim Bundesheer bietet.

Dass ein Berufsheer mit Milizkomponente Chancen eröffnen und ungenütztes Potenzial heben kann, beweisen internationale Vorbilder: Irland hat einen Soldatinnenanteil von sechs Prozent, in Deutschland beträgt er zehn Prozent, in Tschechien elf Prozent und in Schweden, das sich zuletzt von der Wehrpflicht verabschiedet hat, 15 Prozent.

Das Ende des Kalten Krieges, die Zunahme an internationalen Verpflichtungen wie zum Beispiel UNO-Einsätze und insgesamt veränderte internationale Rahmenbedingungen waren für viele Länder der Europäischen Union Grund genug, eine Reform des Systems der Landesverteidigung umzusetzen. So gibt es in 21 von 27 EU-Mitgliedstaaten bereits Profi-Armeen, in denen gut ausgebildete Berufs- und Zeitsoldaten zwangsverpflichtete Grundwehrdiener ersetzen. Viele gute Gründe, am 20. Jänner für ein Profi-Heer zu stimmen.