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Rumänien ist mit der Unterzeichnung des Beitrittsvertrages der EU wieder ein großes Stück näher gekommen. Allerdings fehlt nun noch die Ratifizierung durch die einzelnen EU-Mitgliedsländer - und da sind Schwierigkeiten nicht ausgeschlossen.
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"Wir hoffen, dass die Ratifizierungen nach 20 Monaten abgeschlossen sind", zeigt sich Maria Ligor, EU-Beauftragte im rumänischen Außenministerium vorsichtig optimistisch. Äußerungen, wie jene des bayrischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber (CSU), der sich zuletzt für eine Nachbesserung der EU-Beitrittsverträge mit Rumänien und Bulgarien ausgesprochen hatte, geben dem EU-Kandidaten offensichtlich Grund zur Sorge. "Wir müssen versuchen das Image von Rumänien in der Öffentlichkeit zu heben", betont daher Maria Ligor. Es gelte sowohl das Wissen über die EU in Rumänien, als auch das Wissen über Rumänien in der EU zu fördern. Das Land hat sich in den vergangenen Jahren vor allem wirtschaftlich stark entwickelt, doch die Korruption im Alltagsleben ist hoch, und vom Aufschwung des Landes profitieren fast ausschließlich die Städte. Insgesamt verzeichnete Rumänien im Jahr 2004 ein Wirtschaftswachstum von plus 7 Prozent. In den Jahren davor waren es jeweils rund 5 Prozent. Doch während die Städte mit einem Wirtschaftswachstum von 10 bis 20% boomen, passiere in vielen Teilen des Landes praktisch nichts, gibt der stellvertretende Handelsdelegierte in Rumänien, Johannes Becker, zu bedenken. Das starke Wirtschaftswachstum bringt also nur für einen Teil der Bevölkerung bessere Lebensbedingungen. So könnten sich etwa von den rund 22 Millionen Einwohnern nur drei bis vier Millionen Menschen Konsumgüter leisten. Der Rest sei so arm, dass das Geld nur für das nötigste reicht. Die regionalen Unterschiede würden insgesamt die Entwicklung blockieren, so Becker: "Die Unternehmen gehen in die großen Städte, und am Land gibt es oft nicht einmal ein Gasthaus." Insbesondere für die Bauern bleibe die Situation schwierig. Vier Millionen landwirtschaftliche Betriebe gebe es in Rumänien, doch davon seien etwa zwei Millionen so klein, dass sie keine EU-Förderungen bekommen werden. Wie die Anträge auf Förderungen der anderen zwei Millionen bewältigt werden können, bleibe abzuwarten.
Ein Problem, das von der EU stark kritisiert wird, ist die umfangreiche Korruption in Rumänien, die vor allem das Alltagsleben betrifft. Es gebe zwar keine Mafia, und auch Unternehmen würde alle nötigen Genehmigung ohne Bestechung bekommen, erklärt Becker. Aber wenn man 100 oder 200 Euro dazu lege, dann könnte es eben sein, dass es etwas schneller geht. Die niedrigen Gehälter seien die Wurzel des Korruptions-Problems, das sich bis in die höheren Posten, auch bei Verwaltung und Gericht zieht, erklärt der österreichische Botschafter in Rumänien, Christian Zeileissen. Der Durchschnittslohn liege derzeit bei umgerechnet 190 Euro. Ein Polizist oder Lehrer muss mit einem Anfangsgehalt von rund 100 Euro auskommen.