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Gute Laune gewinnt keine Spiele

Von Tamara Arthofer

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Tamara Arthofer
Tamara Arthofer ist Sport-Ressortleiterin.

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Man hat es noch vor Augen, als ob es gestern gewesen wäre: Es war im Sommer 2012, und es war die EM, die zum Turnier der Deutschen hätte werden sollen. Deutschland spazierte durch die Vorrunde, wirbelte Griechenland im Viertelfinale mit 4:2 durcheinander, und vor dem Halbfinale gegen Italien wurde in Medien nur über die Höhe des Sieges spekuliert, ehe Mannschaft, Fans und Trainer Joachim Löw eher hilflos einer völlig verdienten 1:2-Niederlage zusehen mussten. Und jetzt? Genau hundert Tage vor der WM in Brasilien verschäft Löw den Ton. Die Spieler müssten mehr an der Fitness arbeiten, keiner dürfe sich seiner Sache sicher sein, er werde auch Entscheidungen treffen, die "weh tun", sagte er. "In der Theorie haben wir eine Topmannschaft, aber die Realität sieht im Moment anders aus." Tatsächlich hat Deutschland einige Probleme, doch genau darin könnte diesmal die Chance liegen. Insofern sind Löws Kassandra-Rufe auch als Taktik zu sehen. Für die Generation, die dem deutschen Spiel nach Jahren des Herumrumpelns eine kreative Note gegeben hat, die sich scheinbar mühelos von Michael Ballack emanzipiert hat, ist es vielleicht die letzte Chance auf einen Titel, und auch Löws Arbeit wird letztlich an Brasilien beurteilt werden. Dass da keine Nachlässigkeiten geduldet werden, ist für die Deutschen eher ein gutes Zeichen als eines von Nervosität. Dass gute Laune keine Spiele gewinnt, weiß man spätestens seit der EM 2012.