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Smalltalk, Begrüßung, Tischsitten: Europas Etikette setzt sich weltweit durch. | Warum niemand im arabischen Raum ein Bild oder einen Teppich loben sollte. | Wien. Pünktlich wie ein Japaner, kommunikativ wie ein Amerikaner, rücksichtsvoll wie ein Engländer: Wer sich diese Eigenschaften aneignet, kann im Geschäftsleben bereits punkten, bevor das Meeting angefangen hat. "Gute Manieren sind wie eine zweite Sprache", betont Benimmexperte Thomas Schäfer-Elmayer, der in Seminaren und Büchern über die "Business Etikette im internationalen Kontext" informiert.
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Für Unsicherheit unter den Managern sorge oft die richtige Begrüßung der Geschäftspartner. Während in westlichen Gesellschaften ein Händedruck üblich ist, gilt dieser in Japan als unhygienisch. Eine gut einstudierte Verneigung sei dort angebrachter. Unterschiede zu Japan gibt es auch in Sachen Pünktlichkeit. "Japaner reisen zu einem Privattermin früher an, um dann punktgenau zum vereinbarten Zeitpunkt das Haus zu betreten." Hüben wie drüben gilt dabei: Pünktlichkeit signalisiert Kompetenz, Zuverlässigkeit und Wertschätzung.
Geht es darum, jemandem sein Gegenüber vorzustellen, könne man sich über die Frage "Darf ich vorstellen?" Nachdenkzeit verschaffen, so Schäfer-Elmayer. Der Rangniedere wird dann dem Ranghöheren bekannt gemacht; der Herr der Dame; der Jüngere dem Älteren.
Auch der Austausch von Visitenkarten gehört zum guten Benehmen. Wer die Karte vor sich auf den Tisch legt, signalisiert nicht nur Anerkennung, sondern tut sich auch leichter beim Erinnern von so manch exotisch klingendem Namen.
Blackberry abdrehen
So wie sich Englisch als Geschäftssprache durchgesetzt hat, wurde im Laufe der Zeit auch die europäische Etikette international zum Standard. Ob in Norwegen, Afrika oder China - die Geschäftsleute tragen dieselben dunklen Anzüge, kommunizieren über Blackberrys und versuchen, über dieselben Smalltalk-Themen einander näher zu kommen.
Änderungen ruft höchstens der Zeitgeist hervor: "Die Krawatte ist auf dem Rückzug", sagt Schäfer-Elmayer. Immer wieder würden sich Vorstandsvorsitzende ohne den Schlips zeigen, um eine moderne, progressive Einstellung zu vermitteln. Immerhin: "Kleidung ist ein wichtiges Hilfsmittel zur Kommunikation."

Eher kritisch beobachtet der Benimm-Experte, dass die Benützung des Handys während Besprechungen immer mehr toleriert wird. "Das ist rücksichtslos gegenüber den Vortragenden, ich empfehle es abzuschalten."
Umso mehr ist Kommunikation beim gemeinsamen Smalltalk erwünscht. "Sich nicht in der Ecke verkriechen, sondern offen auf Leute zugehen", lautet die Devise. Als Einstiegsthemen eignen sich Wetter, Anreise oder Mobiliar. Verzichten sollte man laut Schäfer-Elmayer auf Negatives wie Krankheiten oder Katastrophen. Auch Gespräche über Politik oder Kirche würden eher Meinungsunterschiede hervorrufen und sollten deshalb vermieden werden.
Gabel ist kein Löffel
Vorsicht ist im arabischen Raum angebracht: "Wenn jemand auf einen schönen Teppich oder ein Bild im Raum verweist, wird damit signalisiert, dass man das Stück haben möchte", weiß Schäfer-Elmayer, der selbst jahrelang als Manager weltweit tätig war.
In Erinnerung geblieben sind ihm die amerikanischen Tischsitten: Amerikaner schneiden zuerst das gesamte Steak auf, bevor sie sich den ersten Bissen gönnen. Die Gabel sollte nie als Schaufel verwendet werden, sondern nur mit dem Zinken nach unten.
Pluspunkte sammeln kann man auch mit Taktgefühl, weiß der Tanzschulleiter: Erlernen lässt sich dies, indem man "Interesse am Menschen zeigt und zuhört."