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Das mit Anfang des Jahres eingeführte Kindergeld werde von 69 Prozent der ÖsterreicherInnen mit "Sehr gut" oder "Gut" benotet. Auch werde die Maßnahme besser eingeschätzt als das Karenzgeld. Die Ergebnisse einer Studie nahm Sozialminister Herbert Haupt gestern zum Anlass, das Kinderbetreuungsgeld mit Lobesworten zu bedenken. Weniger Grund zur Freude sehen Opposition und ÖGB.
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Festlegen wollte sich Herbert Haupt nicht. Doch einen gewissen Zusammenhang zwischen der Einführung des Kindergelds und der leicht gestiegenen Geburtenrate in diesem Jahr möchte der Sozialminister trotzdem herstellen: Mitte des Vorjahres wurde das Kindergeld beschlossen, und die Zahl der Geburten in Österreich nahm im April dieses Jahres im Vergleich zum Vorjahr um 5,2 Prozent zu. Bis 23. Juli wurden 28.968 Anträge auf Kindergeld gestellt und rund 26 Millionen Euro ausbezahlt.
Laut einer Studie des Österreichischen Institutes für Familienforschung (ÖIF) benoten ÖsterreicherInnen das Kindergeld zu 69 Prozent mit "Sehr gut" oder "Gut"; 52 Prozent halten es für eine bessere Regelung als das Karenzgeld. War der Informationsstand der Bevölkerung im Dezember des Vorjahres auch recht hoch - 83 Prozent wussten von der neuen Maßnahme -, so waren Detailfragen wie arbeitsrechtliche Regelungen weniger bekannt.
An diesem Punkt setzen Arbeiterkammer und ÖGB ihre Kritik an: Die Unterschiede bei arbeits- und leistungsrechtlichen Bestimmungen seien vielen Eltern nicht bewusst. So könne Kindergeld bis zu drei Jahren lang bezogen werden, die Höchstdauer der Karenz beträgt aber zwei Jahre.
Nicht nur Grund zur Freude ob der Akzeptanz des Kinderbetreuungsgeldes sieht auch die Opposition. Für SPÖ-Frauenvorsitzende Barbara Prammer ergibt sich diese Zufriedenheit "wesentlich aus der Tatsache, dass die Schwierigkeiten beim Wiedereinstieg nach langer Berufsunterbrechung schlicht verschwiegen wurden". Auch die stellvertretende Klubobfrau der Grünen, Madeleine Petrovic findet die Lobesworte Haupts "absurd". Schließlich sei das Kindergeld "ein Rechtsanspruch und kein Almosen".
Dass viele Frauen nun länger zu Hause bleiben wollen, geht auch aus der ÖIF-Studie hervor. Demnach sind 87 Prozent der Befragten sicher, dass Mütter die Kinderbetreuung über einen längeren Zeitraum hinweg selber übernehmen werden. Allerdings planen auch 83 Prozent, bis zum dritten Lebensjahr des Kindes wieder in den Beruf einzusteigen.