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Gute Schulen, schlechte Schulen

Von Nina Flori

Politik
"Wir wissen, welche Schulen schlecht sind", sagt Bildungsministerin Sonja Hammerschmid.

Die schlechten Mathe-Ergebnisse bringen der Zentralmatura Kritik ein - das Ministerium kalmiert.


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Wien. Ein Drittel der Schülerinnen und Schüler ist in den AHS in Vorarlberg bei der schriftlichen Zentralmatura in Mathematik durchgefallen. Ein Viertel in Wien und Niederösterreich. Das sind im Schnitt doppelt so viele wie im Vorjahr. In den BHS, die heuer das erste Mal flächendeckend dabei waren, waren es in Vorarlberg 18,3 Prozent, in Wien 19,1 und in Niederösterreich 13,1 Prozent.

Schon kurz nach der Matura gaben in einer Online-Umfrage der Bundesschülervertretung 40 Prozent der Teilnehmer an, mit einem Fünfer in Mathematik zu rechnen. 70 Prozent sagten, die Prüfung sei "schwer" oder "sehr schwer" gewesen. Durch die Kompensationsprüfung konnten sich zwar viele ihr "Nicht genügend" ausbessern, die hohen Durchfallquoten bringen dem Unterrichtsministerium jedoch scharfe Kritik ein. Elternvertreter kritisieren das Bundesinstitut für Bildungsforschung (Bifie), dass bei der Zentralmatura ganz andere Formate abgefragt wurden als bei der Vorbereitung.

Diese Kritik weist man im Bifie jedoch zurück: Die Aufgaben von heuer seien von den gleichen Personen wie im Vorjahr entwickelt und zum Teil sogar im gleichen Feldtest geprüft worden, sagte der Direktor des Bifie, Jürgen Horschinegg, am Montag bei der Ergebnispräsentation im Bildungsministerium. Dass die Prüfung schwieriger gewesen sei als jene im Vorjahr glaubt man nicht.

Große Unterschiedezwischen Schulen

Auffällig sind jedenfalls die großen Unterschiede zwischen den Schulen. So gibt es 112 AHS-Klassen, in denen kein einziger Schüler in Mathematik ein "Nicht genügend" bekommen hat, in 107 Klassen jedoch haben mehr als die Hälfte einen Fünfer kassiert. "Wir wissen, welche Schulen schlecht sind und arbeiten gemeinsam mit der Schulaufsicht daran, dass sich diese Schulen verbessern", sagte Bildungsministerin Sonja Hammerschmid. Um welche Schulen es sich dabei handelt, will man im Ministerium jedoch nicht bekannt geben. "Wir wollen keine Schulen schlecht machen", so Hammerschmid. Viel mehr gehe es darum, die Unterrichtsqualität durch Förderkurse für schwächere Schüler, regelmäßige Kompetenzchecks und schulinterne Fortbildungsmaßnahmen zu verbessern.

Insgesamt sei die Matura unter Einbeziehung der Kompensationsprüfungen "sehr gut" ausgefallen, betonte die Bildungsministerin. Von den 22.000 Schülerinnen und Schülern, die an der Zentralmatura teilgenommen haben, hätten 99 Prozent in Deutsch, 96,7 Prozent in Englisch und 93,8 Prozent in Mathematik die Matura bestanden. Im internationalen Schnitt würden etwa 90 Prozent der Angetretenen die Abschlussprüfung schaffen, sagte Sektionschef Christian Dorninger. Da liege man höher.

Für viele war die Kompensationsprüfung der Rettungsanker: Nur sieben Prozent der AHS-Maturanten mussten sich im Endeffekt mit einem "Nicht genügend" in Mathematik begnügen. In Englisch lag die Durchfall-Quote schließlich bei zwei Prozent, in Deutsch bei einem Prozent.

Unterschiede gab es jedoch in den Bundesländern: In Salzburg schaffte nur etwa jeder zweite, die Mathe-Kompensationsprüfung, die nach zentralen Vorgaben mündlich durchgeführt wird. Deutlich höher war die Erfolgsquote im Burgenland und in Kärnten, wo vier Fünftel beziehungsweise fünf Sechstel ihren Fünfer in Mathematik ausbessern konnten.

Die hohe Verbesserungsquote bei den Kompensationsprüfungen sei nichts Neues, meinte Dorninger. Schon vor der Einführung der Zentralmatura hätten Schüler Fünfer bei der schriftlichen Prüfung im Rahmen der mündlichen Prüfung durch einen "Zusatz" ausbessern können. "Es war schon immer so, dass das die Hälfte bis zwei Drittel genutzt hat." Genau analysieren will man allerdings, woraus sich die unterschiedlichen Erfolgsquoten bei den Kompensationsprüfungen in den Bundesländern ergeben.

Schüler und Elternvertreter fordern teilzentrale Matura

Wegen der massiven Leistungsunterschiede bei der schriftlichen Zentralmatura in den einzelnen Schulen fordern Schüler- und Elternvertreter nun eine Umstellung des Prüfungssystems. Sie wollen eine teilzentrale Matura, bei der nur noch die Grundkompetenzen zentral abgeprüft werden und der Rest der Fragen vom Standort erstellt wird, um schulautonome Schwerpunkte abzubilden. Durch sie sollen etwa die Unterschiede zwischen den Realgymnasien und Gymnasien ausgeglichen werden.