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Gute und schlechte Korruption

Von Simon Rosner

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Eine bittere Selbsterkenntnis ist die eigene Bestechlichkeit. Es ist nicht immer Geld, das uns dazu bringt, Dinge zu tun, die wir nicht tun wollen. Im günstigen Fall ist es der Anstand, dem wir folgen, zum Beispiel bei sogenannten Anstandsbesuchen: die Blumen links, die Bonbonniere rechts, in der Mitte ein verspanntes Lächeln. Alles Gute zum Geburtstag.

Monetäre Bestechung muss aber auch nicht unschön sein. Viele betrachten ja die Arbeit als eine Form der Bestechung.

Problematisch wird es, wenn ein Geldregen so heftig ausfällt, dass er völlig die Sicht auf Moralvorstellungen, Regeln und Gesetze verstellt. Solche meteorologischen Phänomene sind innerhalb der Fifa, dem Weltfußballverband, seit Jahren bekannt, in der Branche spricht man auch vom Zürcher Schmiergeldregen.

Sepp Blatter sagt, er wolle dieses Naturereignis bekämpfen, obwohl es ihm selbst viele Jahre diente. Deshalb hat der Fifa-Chef auch ein Problem mit der Glaubwürdigkeit. Doch warum glaubt man ihm nicht? Er will halt auf jeden Fall im Amt bleiben, und deshalb muss er den Rufen nach einer Art Schutzschirm für den Schmiergeldregen nachgeben. Auch eine Form der Bestechlichkeit.

Für Uli Hoeneß, den Präsidenten des FC Bayern, ist das aber zu wenig. Er will Blatters Rücktritt: "Man muss Möglichkeiten schaffen, ihn abzusetzen." Hoeneß akzeptiert keinerlei Bestechlichkeit, er ist ein Moralapostel durch und durch. Aber wo liegen die Grenzen der Hoeneß’schen Moral? Denn die Bayern verhandeln mit dem russischen Staatsunternehmen Gazprom über einen Sponsorvertrag. Bei dem Energiekonzern sind gerade drei Manager entlassen worden, dem Vernehmen nach wegen Korruption. Und der Mafiaexperte Jürgen Roth hat Gazprom sogar als "Synonym für Korruption" bezeichnet. Interessiert das Hoeneß? Nein. Und warum? Weil es dem FC Bayern halt Millionen bringt. Und aus.