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Guter Deal für Gemeinnützigkeit

Von Stefan Meisterle

Wirtschaft
Gemeinnützigkeit im 21. Jahrhundert bedarf auch Technologien des 21. Jahrhunderts.
© © © Matthias Ritzmann/Corbis

stifter-helfen.at startet unter der Ägide von Microsoft und anderen IT-Stiftern.


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Wien. Vom Webshop bis zum Online-Forum, von der digitalen Warenstandsanzeige bis zur Nutzung großer Serverzentren: Gemeinnützige Organisationen müssen auch in technologischer Hinsicht stets am Ball bleiben. Weil aber jede effiziente Verwaltung einer kostspieligen modernen Computerinfrastruktur bedarf, stoßen gerade kleinere Organisationen vielfach an ihre finanziellen Grenzen. Ein Missstand, den zu lindern sich mehrere Softwarehäuser zum Ziel gesetzt haben: Mit dem Aufbau der Softwarespenden-Plattform stifter-helfen.at, die im Herbst das Licht der Welt erblickt, soll NGOs der Zugang zu modernen, aber zugleich leistbaren Computerprogrammen eröffnet werden.

Das IT-Dilemma vieler NGOs ist weder neu oder unbekannt, vielfach aber noch ungelöst. "Das Thema Softwarespenden ist kontinuierlich gewachsen", berichtet Barbara Warecka, bei Microsoft Österreich zuständig für Corporate Social Responsibility (CSR), im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". Immer mehr Unternehmen hätten das Angebot, das Softwarehäuser gemeinnützigen Organisationen unterbreiten, genutzt und Anträge auf die Überlassung kostengünstiger Software gestellt. Die Anträge, die dabei direkt an Microsoft gerichtet wurden, nahmen indes so stark zu, dass der mit der Prüfung der Anträge verbundene administrative Aufwand auszuufern drohte. Folglich begab man sich auf die Suche nach einem Partner - und wurde bei stifter-helfen.de fündig.

Das deutsche Spenden-Portal, das unter dem Untertitel "IT for Nonprofits" firmiert, ermöglicht NGOs seit 2008 einen vereinfachten Zugang zu stark verbilligten Softwareprodukten von Cisco, Microsoft, SAP, Symantec und anderen Anbietern. Auf Basis festgesetzter Kriterien zur Feststellung der Gemeinnützigkeit einer Spenden beantragenden Organisation eröffnet sich NGOs hier eine breite Palette an Büroprogrammen, Verwaltungssoftware und Serverlösungen - zum Niedrigsttarif: Gegen die Entrichtung einer Verwaltungsgebühr können hier per Klick Softwarespenden über einen Webshop beantragt werden. Eine Verwaltungsgebühr, die je nach Produkt von wenigen Euro bis zu Summen über 100 Euro variiert. Das Prädikat "Spenden" verdienen die Angebote angesichts Wareckas Äußerungen dennoch: "Diese Gebühren sind ein fixer Prozentsatz des Produktpreises, der bei 4 Prozent liegt", erläutert die CSR-Verantwortliche.

Für NGOs führt kein Weg an IT-Infrastruktur vorbei

Die Plattform stieß angesichts derartiger Preise im Nachbarland auf so rege Nachfrage, dass man sich nun gemeinsam mit Softwarepartnern zum Aufbau einer Schwester-Seite für Österreich entschloss. stifter-helfen.at geht im frühen Herbst online und soll in Kooperation mit den Stiftern künftig die Abwicklung der Anträge gebündelt übernehmen.

Heimische NGOs zeigen sich darüber grundsätzlich erfreut. "Wir kommen ohne Softwarespenden nicht aus, egal, ob sie von IBM, Microsoft oder anderen Partnern kommen", lässt Ulli Schmidt, Geschäftsführerin der Wiener Tafel wissen. Der gemeinnützige Verein versorgt dutzende soziale Einrichtungen mit genießbaren Nahrungsmitteln aus Probe- oder Überproduktionen sowie aus Beständen, die die Mindesthaltbarkeit überschritten haben; und benötigt für den laufenden Betrieb folglich eine ausgeklügelte Logistik sowie effiziente Kommunikationsstrukturen. Anforderungen, die inzwischen großteils digital gemeistert werden, was nicht zuletzt vergünstigten Auftragsarbeiten, Softwarespenden sowie Mitarbeiterschulungen geschuldet ist. "Organisation und Logistik wären ohne solche Spenden eigentlich nicht vorstellbar", sagt Schmidt. "Denn", so die Geschäftsführerin weiter, "gerade die Basics sind sehr teuer. Von Upgrades ganz zu schweigen."

"Es hilft natürlich, wenn man für die Software nicht zusätzliches Geld aufstellen muss", pflichtet auch Thomas Vogel von Horizont 3000, einer NGO, die im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit tätig ist, bei. Die Spenden, die man bisher bezogen habe, wären sehr "nützlich und hilfreich" gewesen, so Vogel.

Unabhängigkeit als wesentlicher Vorteil

Was für NGOs dieser Größenordnungen gilt, ist in noch viel höherem Maße für kleinere Organisationen Realität, die häufig nicht nur über geringe administrative und finanzielle Ressourcen verfügen, sondern auch vielfach weniger ITKnow-how mitbringen. Folglich will stifter-helfen.at gezielt auch diese Organisationen erreichen. "Es gibt den Antrieb, den Kleineren zu helfen, weil dort die finanzielle Situation meist eine noch prekärere ist", sagt Warecka, die zugleich betont, dass die Größe der Organisation bei der Abwicklung der Anträge keinen Unterschied mache.

Vor allem aber könnte die Online-Plattform mit einem Vorzug punkten: Sie ermöglicht dank ihrer Mittlerstellung zwischen Antragsteller und Spender ein höheres Maß an Unabhängigkeit. Denn schließlich sei es wichtig, von wo die Spenden kommen, gibt Vogel zu bedenken. "Es geht ja auch ins Politische hinein, von wem das Geld kommt und ob man sich da in Abhängigkeiten begibt", so der Bereichsleiter Projekte bei Horizont 3000. Abhängigkeiten, die über die Nutzung einer Online-Spendenplattform in jedem Fall weniger zu befürchten sind.

www.stifter-helfen.de
www.stifter-helfen.at (ab Herbst aktiv)